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Reinigung in der Quelle Piera.

wohl mit Sicherheit annehmen,

früheren Anschauungen wohl mit Sicherheit annehmen, dass die TJeber-
siedelung schon geraume Zeit vor dem Beginne des Festes geschah, gewi88
schon mehrere Wochen vorher. Da wir wissen, dass die offiziellen Ge-
sandtschaften des Amphiktyoncnbundes sich zu den pythischen Spielen
bereits in dem Monate nach Delphi zu begeben hatten, welcher dem
Festmonate vorausging, so liegt es nahe, Aehnliches bei den Olympien
vorauszusetzen. Eine weitere Unterstützung unsrer Annahme gewährt
.das Vorhandensein geräumiger und solid ausgestatteter Baulichkeiten für
athletische Uebungen eines Gymnasions mit bedeckter Rennbahn, einer
Palästra mit schönem Ringplatze und zahlreichen Nebenräumen. Da
Olympia keine städtische Bevölkerung besass, so hätten diese Anlagen
keinen Zweck gehabt, wenn sie nicht eben wenigstens alle vier Jahre
auf längere Zeit benutzt worden wären. Ferner hat man im Alterthum
sicherlich so wenig wie in der Gegenwart kostbare Rennpferde unmittel-
bar nach einer weiten Seereise oder nach beschwerlichem tagelangem
Landmarsche auf die Bahn gebracht, sondern sie mussten bereits einige
Zeit zuvor in Olympia eintreffen und bedurften dort sorgfältiger Wartung.
Namentlich aber erheischte ein Fest von so ausserordentlich grosser Aus-
dehnung eine so lange und umfassende Vorbereitung, dass man sich die
Ordner desselben schon längere Zeit zuvor nicht wohl anders als an Ort
und Stelle denken kann.

Die Hellanodiken zogen von der Hauptstadt nach Olympia nicht auf
dem kürzesten Wege, der elischen Bergstrasse, sondern auf dem „Heiligen
Wege" die Küste des Meeres entlang. Hier wurde bei der Quelle Piera
Rast gehalten, der alten Landesgrenze zwischen Elis und Pisatis, und
hier ward ein feierliches Reinigungsopfer vollzogen, ohne welches den
Beamten die Ausübung ihrer Functionen in Olympia nicht gestattet war.
Man brachte zunächst ein Schweinsopfer dar, wie solches auch hei dem
in Olympia vor dem Altar des Zeus Horkios zu leistenden Eide brätich-
lich war, sodann folgte die Lustration durch das Wasser der heiligen
Quelle.

Von hier mochte man den Weg noch bis Letrinoi fortsetzen, um
dort zu übernachten und am folgenden Tage die zweite Hälfte des ^ eges
nach Olympia zurückzulegen.

Als ausübende Ordnungsbeamte fungirten neben den Hellanodiken
hei den Spielen die Alyten, unter einem Alytarchen, der dieses ange-
sehene Ehrenamt nur zeitweilig bekleidete. Hat man die Hellanodiken
treffend mit den Turniervögten des Mittelalters verglichen, so würde»
die Alyten den Grieswärteln jener Zeit entsprechen. Sie hatten dieselben



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