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Musste die früheste Entwicklung und die Blüthezeit Olympias mit
Recht einen grösseren Kaum in unserer Schilderung einnehmen, durften
wir auch der Periode der makedonischen Regenten und der Diadochen-
zeit noch eine verhältnissmässig eingehende Schilderung widmen so
werden wir uns bei der Darstellung des Festplatzes zur Zeit der römi-
schen Herrschaft um so kürzer fassen müssen. Nicht etwa als oh die
Ausgrabungen Nichts von Werth aus dieser Epoche zu Tage gefördert
hätten; im Gegentheil: die Ausbeute an Gegenständen römischer Zeit ist
eine überaus reiche, und nicht nur an Kleinfunden, sondern auch an
grossen und vortrefflichen statuarischen Werken.

Aber thatsächlich beruht unser Interesse an Olympia doch in seiner
hellenischen Zeit; die Jahrhunderte des Verfalles, welche der Mann der
Wissenschaft zum Gegenstande seiner Forschung zu machen verpflichtet
ist — dem blossen Liebhaber des Alterthums vermögen sie keine Neigung
abzugewinnen; zu sehen, wie der einst blühende Baum langsam hinstirbt,
wie ihm ein Ast nach dem anderen abgehauen wird, das ist kein erfreu-
licher Anblick.

Wir wissen, mit welcher Harte die Römer in erster Zeit gegen die
eroberte Provinz verfuhren, und wie erst in der Kaiserzeit der Zustand
ein erträglicherer, ja für eine kurze Frist fast wieder glücklicher ward.
Grosse Volksversammlungen scheinen den Römern in eroberten Ländern
gefährlich, und wie sie überall Alles zu hintertreiben wissen, was wie
ein Zusammenschluss, eine Coalition der Gaue aussieht, so halten sie
auch die Versammlungen, auf denen ein solcher Zusammenschluss sich
anbahnen könnte, für politisch nachtheilig: wo man dieselben nicht ver-
hindern kann, da begünstigt man sie wenigstens nicht. Wir wissen Nichts
von olympischen Siegern römischer Nationalität, so lange die Republik
dauert. So wird man auch schwerlich von den römischen Bauten, welche
«cli in Olympia finden, wesentliche vor Beginn der Kaiserzeit entstanden
denken können.
 
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