Bronzesachen. Kentaur.
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Fig. 25. Jonisches Capitell von der Seite.
braun. Capitell und Schaft sind (wie bei der vorigen Figur) aus mehreren
Stücken zusammengesetzt, welche durch eingegossenes Blei verbunden sind.
Der Schaft hat zwanzig Canelluren, die
sich nach oben todtlaufen. —
Besonders reich sind die Funde an
Sculpturen. Kleinere Figuren in Terra-
cotta und Bronze fand bereits Ludwig Boss
1835, als er die Südseite vom damals
für einen Bau des Peisistratos gehaltenen
Unterbau des Parthenon untersuchte.
Von Bronzesachen ist namentlich die
Ausbeute an Füssen und noch mehr an
Henkeln von Gefässen sehr gross; während
die Gefässe selbst, da sie aus sehr dünnem
Blech getrieben waren, zwischen den Stein-
trümmern nur in kleinen Bruchstücken oder
höchstens in unförmlichen, zusammenge-
quetschten Klumpen gefunden wurden. Die
Füsse haben meistens die Gestalt von Lö-
wen- oder anderen Thierfüssen; die Henkel
sind grösstentheils einfach, nur einige mit
Widder- und Pferdeköpfen geschmückt, oder
mit ciselirten Palmetten und anderem Laub-
werk geziert.
An Waffenstücken ist ausser einigen Helmen nebst Pfeil- und Lanzen-
spitzen, worunter auch einige eiserne, nichts entdeckt worden.
An Figuren wollen wir namentlich folgende erwähnen:
Ein bronzener Kentaur eine halbe Spanne gross. Die Gestalt ist
die, welche die ältere Kunst diesen Thiermenschen gab. Das Vordertheil
ist ein vollkommen nackter Mann, mit gedrungenem musculösem Körper,
dichtem im Nacken herabfallendem Haupthaar, spitzigem Barte und jener
dem älteren Kunststile angehörenden Eigenthümlichkeit in der Gesichts-
bildung. Der linke Fuss schreitet vor; mit der linken Hand hält er einen
dicken runden Baumast auf der Schulter. An diese hübsche und aus-
drucksvolle Figur hängt sich höchst störend und unproportionirt ein kleiner,
magerer Pferdeleib mit den Hinterbeinen an, so dass der Kentaur, statt
den Eindruck eines heldenkräftigen Halbwilden zu machen, als eine ver-
krüppelte Missgeburt erscheint, die sich unmöglich anders als hüpfend
und hinkend fortbewegen kann. Gewiss, es war ein genialer Künstler,
Fig. 26. Untere Aufsicht.
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Fig. 25. Jonisches Capitell von der Seite.
braun. Capitell und Schaft sind (wie bei der vorigen Figur) aus mehreren
Stücken zusammengesetzt, welche durch eingegossenes Blei verbunden sind.
Der Schaft hat zwanzig Canelluren, die
sich nach oben todtlaufen. —
Besonders reich sind die Funde an
Sculpturen. Kleinere Figuren in Terra-
cotta und Bronze fand bereits Ludwig Boss
1835, als er die Südseite vom damals
für einen Bau des Peisistratos gehaltenen
Unterbau des Parthenon untersuchte.
Von Bronzesachen ist namentlich die
Ausbeute an Füssen und noch mehr an
Henkeln von Gefässen sehr gross; während
die Gefässe selbst, da sie aus sehr dünnem
Blech getrieben waren, zwischen den Stein-
trümmern nur in kleinen Bruchstücken oder
höchstens in unförmlichen, zusammenge-
quetschten Klumpen gefunden wurden. Die
Füsse haben meistens die Gestalt von Lö-
wen- oder anderen Thierfüssen; die Henkel
sind grösstentheils einfach, nur einige mit
Widder- und Pferdeköpfen geschmückt, oder
mit ciselirten Palmetten und anderem Laub-
werk geziert.
An Waffenstücken ist ausser einigen Helmen nebst Pfeil- und Lanzen-
spitzen, worunter auch einige eiserne, nichts entdeckt worden.
An Figuren wollen wir namentlich folgende erwähnen:
Ein bronzener Kentaur eine halbe Spanne gross. Die Gestalt ist
die, welche die ältere Kunst diesen Thiermenschen gab. Das Vordertheil
ist ein vollkommen nackter Mann, mit gedrungenem musculösem Körper,
dichtem im Nacken herabfallendem Haupthaar, spitzigem Barte und jener
dem älteren Kunststile angehörenden Eigenthümlichkeit in der Gesichts-
bildung. Der linke Fuss schreitet vor; mit der linken Hand hält er einen
dicken runden Baumast auf der Schulter. An diese hübsche und aus-
drucksvolle Figur hängt sich höchst störend und unproportionirt ein kleiner,
magerer Pferdeleib mit den Hinterbeinen an, so dass der Kentaur, statt
den Eindruck eines heldenkräftigen Halbwilden zu machen, als eine ver-
krüppelte Missgeburt erscheint, die sich unmöglich anders als hüpfend
und hinkend fortbewegen kann. Gewiss, es war ein genialer Künstler,
Fig. 26. Untere Aufsicht.