Der Tempelschatz. 171
die Bundeskasse auch zur Errichtung desselben beisteuerte. Dieser erste
Schritt zog andere nach sich, und es dauerte, wie bekannt, nicht lange,
ehe die Athener die Bundeskasse ganz wie ihre eigene betrachteten, sie
zu Arbeiten, die nicht das Geringste mit dem Bunde zu schaffen hatten,
benutzten und behaupteten, dass sie, wenn sie nur die Bundesgenossen
gegen die Barbaren vertheidigten, letzteren keine Rechenschaft für die
Beiträge, die sie zu diesem Zwecke entrichteten, schuldig wären.
Denken wir uns, dass der ältere Tempel ebenso wie andere ein-
gerichtet, und dass ausserdem für eine Schatzkammer darin Raum ge-
schaffen werden sollte, so stellt es sich gleich heraus, dass man diese
innerhalb des Opisthodoms, zwischen diesen und die Cell» legen musste,
natürlich ausser Verbindung mit der letzteren. Durch diesen Anbau
wurde der Tempel um ein Bedeutendes verlängert. Sollte das rechte
Verhältniss der Breite und Länge nicht gestört werden, musste er auch
breiter gemacht werden.
Der Verwaltungsraum der Cassirer, wo die Ein- und Auszahlungen
vor sich gingen und die Bücher geführt wurden, ist nicht im inneren
Räume, wo die Geldkisten aufbewahrt wurden, sondern in der vor dem-
selben liegenden vergitterten Säulenhalle, dem Opisthodome, gewesen.
Wie natürlich daher, dass die Schatzkammer ohne Weiteres von diesem
Theile ihren Namen erhielt und selbst Opisthodomos genannt wurde.
Es ist ja in der That nur dieser, der eine nothwendige Erweiterung er-
halten hat. Dieser Sprachgebrauch wurde deshalb ganz allgemein. Wir
finden ihn bei Aristophanes, wenn er seinen Landsleuten räth, dass sie
den Reichthum (Plutos) an dem Orte aufstellen sollen, wo er sich früher
aufzuhalten pflegte, „den Opisthodomos der Göttin schützend". Wir
finden ihn bei Demosthenes, wenn er von der Feuersbrunst im Opistho-
dome oder von einem dort geschehenen Einbrüche spricht. Auf diese
Stellen beziehen sich die Erklärungen der Scholiasten und Lexikographen.
Wir besitzen eine grosse Menge Bruchstücke von Verzeichnissen der
beweglichen Habe in diesem Tempel, welche „die Verwalter des heiligen
Geldes" alle Jahre veröffentlichen mussten. Die grösste Anzahl von
Bruchstücken rührt aus der Zeit vor der Eroberung Athens durch die
Spartaner her, oder wie man in der Epigraphik zu sagen pflegt, vor dem
Archontate des Eukleides, und zwar von den Jahren 434—406. Eine
geringere Anzahl rührt vom Anfange des folgenden Jahrhunderts her.
Diese beiden Klassen sind durchaus verschieden nicht blos an Inhalt,
sondern auch in der Anordnung. Vor Eukleides finden wir eigene Ver-
zeichnisse für jeden der drei Theile des Tempels, des Pronaos, des
die Bundeskasse auch zur Errichtung desselben beisteuerte. Dieser erste
Schritt zog andere nach sich, und es dauerte, wie bekannt, nicht lange,
ehe die Athener die Bundeskasse ganz wie ihre eigene betrachteten, sie
zu Arbeiten, die nicht das Geringste mit dem Bunde zu schaffen hatten,
benutzten und behaupteten, dass sie, wenn sie nur die Bundesgenossen
gegen die Barbaren vertheidigten, letzteren keine Rechenschaft für die
Beiträge, die sie zu diesem Zwecke entrichteten, schuldig wären.
Denken wir uns, dass der ältere Tempel ebenso wie andere ein-
gerichtet, und dass ausserdem für eine Schatzkammer darin Raum ge-
schaffen werden sollte, so stellt es sich gleich heraus, dass man diese
innerhalb des Opisthodoms, zwischen diesen und die Cell» legen musste,
natürlich ausser Verbindung mit der letzteren. Durch diesen Anbau
wurde der Tempel um ein Bedeutendes verlängert. Sollte das rechte
Verhältniss der Breite und Länge nicht gestört werden, musste er auch
breiter gemacht werden.
Der Verwaltungsraum der Cassirer, wo die Ein- und Auszahlungen
vor sich gingen und die Bücher geführt wurden, ist nicht im inneren
Räume, wo die Geldkisten aufbewahrt wurden, sondern in der vor dem-
selben liegenden vergitterten Säulenhalle, dem Opisthodome, gewesen.
Wie natürlich daher, dass die Schatzkammer ohne Weiteres von diesem
Theile ihren Namen erhielt und selbst Opisthodomos genannt wurde.
Es ist ja in der That nur dieser, der eine nothwendige Erweiterung er-
halten hat. Dieser Sprachgebrauch wurde deshalb ganz allgemein. Wir
finden ihn bei Aristophanes, wenn er seinen Landsleuten räth, dass sie
den Reichthum (Plutos) an dem Orte aufstellen sollen, wo er sich früher
aufzuhalten pflegte, „den Opisthodomos der Göttin schützend". Wir
finden ihn bei Demosthenes, wenn er von der Feuersbrunst im Opistho-
dome oder von einem dort geschehenen Einbrüche spricht. Auf diese
Stellen beziehen sich die Erklärungen der Scholiasten und Lexikographen.
Wir besitzen eine grosse Menge Bruchstücke von Verzeichnissen der
beweglichen Habe in diesem Tempel, welche „die Verwalter des heiligen
Geldes" alle Jahre veröffentlichen mussten. Die grösste Anzahl von
Bruchstücken rührt aus der Zeit vor der Eroberung Athens durch die
Spartaner her, oder wie man in der Epigraphik zu sagen pflegt, vor dem
Archontate des Eukleides, und zwar von den Jahren 434—406. Eine
geringere Anzahl rührt vom Anfange des folgenden Jahrhunderts her.
Diese beiden Klassen sind durchaus verschieden nicht blos an Inhalt,
sondern auch in der Anordnung. Vor Eukleides finden wir eigene Ver-
zeichnisse für jeden der drei Theile des Tempels, des Pronaos, des