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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 3) — 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.4333#0002
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haben die ausgegrabenen Ruinen später besucht oder studirt. Alle haben, soweit mir
bekannt geworden ist, die ältesten Hausmauern auf dem Grunde des Felsens, die statt-
liehen Mauern und Gebäude der zweiten A nsiedlung, die über den Trümmern der letzton
liegenden zahlreichen ärmlichen Hütten und schliesslich die oben über all diesen Trüin-,
mern liegenden griechisch-römischen Gebäude gesehen und ihr Vorhandensein bestätigt
Auch heute kann noch jeder Besucher sich von diesem Thatbestande überzeugen, weil
an mehreren Stellen die ursprünglichen Erdmassen bis oben hin unberührt stehen ge-
blieben sind, und so die übereinanderliegenden Bauwerke und Erdschichten noch ohne
Mühe erkannt werden können. Auf dem an die Akropolis anstossondcu Plateau, wo die
Unterstadt gelegen haben muss, siud keiue grösseren Ausgrabungen vorgenommen, son-
dern nur schmale Gräben gezogen und Löcher ausgehoben worden. In denselben wurde
die Existenz von Hausmauern konstatirt und zahlreiche Topfscherbon gefunden, -die besten
und sichersten Zeugen ursprünglicher Bewohnung. Auch diese Grabungen sind für alle
Besucher offen liegen geblieben. Wenn dem gegenüber Herr Bötticher, welcher Troja
nicht besucht, also auch die Ruinen mit keinem Augo gesehen hat, behauptet, auf His-
sarlik sei keine Spur von einer Stadt gefunden, und die Unterstadt sei völlig aus der
Luft gegriffen, so ist eine solche Behauptung nicht nur mir, sondern, wie ich denke, je-
dem Loser vollkommen unverständlich. Ich kann Herrn Bötticher nur bitten, Troja zu
besuchen und dann offen und ehrlich zu erklären, ob er uns mit Recht oder Unrecht
beschuldigt hat.

2) „Es sei falsch, zu sagen, Scliliemann's „Akropolis" von Troja liege „auf" dem
Hügel Hissarlik und man steige von der Unterstadt den Burgberg hinan. In "Wirklich-
keit sei diese sogenannte Akropolis der unterste inwendige Thoil des künstlichen Hügels
Hissarlik, der nur die Grösse der Mausoleen des Augustus und Hadrian zu Rom besitze
und sie stehe erweislich auf gleichem Niveau wie die vorgebliche Unterstadt, nämlich
auf dem flachen Kalksteiurücken, der sich nach Chiblak hinzieht und auf dessen äusserstem
Rande der Hügel Hissarlik sitze, wie eine Warze auf dem Eingor."

Um die Terrainvcrhältnisse der alten Stadt und ihrer Akropolis genau darzustellen,
hat der Geodät beim preussischen Generalstabe Herr Wolff im Auftrage dos Herrn
Schliemann einen Plan derselben aufgenommen, welcher dem Schliemannscheu Buche
beigegeben ist. Das Plateau, auf welchem die Stadt (zur Unterscheidung von der Akro-
polis Unterstadt genannt) erbaut war, liegt mit seiner jetzigen Oberfläche tiefer als die
jetzige Oberfläche der Akropolis; aber auch zur Zeit dor zweiten Ansiedelung lag der
grösste Theil der Unterstadt tiefer als die Akropolis. Nur die entfernteren Theile der
ersteren stiegen wieder bis zur Höhe dor Akropolis horan; die an die Akropolis un-
mittelbar austossenden Stücke lagen sämmtlieh tiefer. Das Pflaster des alten zur Akro-
polis hinaufführenden Weges ist noch fast unbeschädigt erhalten und dieser ansteigende
Weg ist in dem Buche „Troja" abgebildet wordou, Es kann demnach docli nicht zweifel-
haft sein, dass man von einem Hiuausteigeu zum Burgberg sprechen darf. Sodann hat
freilich die Akiopolis keinen grossen Umfang; aber sie ist fast ebenso gross wie die Ober-
burg von Tiryns und übertrifft noch manche griechische Akropolis an Ausdehnung. Auch
verstehe ich nicht, wie die Kleinheit ein Beweis dafür sein soll, dass Hissarlik keine
Burg, sondern eine Eeuernekropolo sei. Zu der Akropolis gehörte eine grosse Unterstadt,
deren Ausdehnung noch nicht genau bestimmt worden ist.

3) „Grundfalsch sei das Bild, das iu Hissarlik Befestigungen male. Es gebe dort
keine Burgmauer, keinoThore, keine Tbürnio." Ich selbst habe die Burgmauern, Thüriue
und Thore, wie sie im Buche „Troja" dargestellt sind, zum grössten Theile gemeinsam
mit Herrn Dr. Schliemann ausgraben lassen, habe sie alle untersucht und gemessen und
darnach den Plan angefertigt. Ansichten und Grundrisse der Mauern und Thore siud in
 
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