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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) — Berlin, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.5497#0067
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loh veröffentlichte alsbald folgende

Erklärung.

„Die von Dr. Schliemann nach Hissarlik-Trojä eingeladenen Zeugen Professor
(i. Niemann und Major Steffen haben de dato Konstantinopel, den 10. Deeember
1881) eine Erklärung veröffentlicht, die zu unrichtigen Auffassungen Anlass geben
könnte. Ich bedauere zunächst, dass die genannten Herren, die bis zu ihrer Ab-
reise von liier (11. December) täglich mit mir verkehrten, es nicht für angemessen
gehalten haben , mir von jener Erklärung vorher Kenntniss zu geben. Ich hätte
dann allerdings sofort Verwahrung eingelegt. Die Herren sind nicht berechtigt, zu
sagen , „die von Hauptmann a. D. Boetticher erhobenen Beschuldigungen erwiesen
sich als durchaus unbegründet", und wie weit die fernere Behauptung zutrifft, dass
ich die Uebereinstimmung der in den Werken „Ilios" und „Troja" von Dr. Schlie-
mann und Dr. Dorpfeld gegebenen Darstellung mit dem wirklichen Sachverhalte in
mehreren wichtigen Punkten eingeräumt hätte, hängt lediglich von der Definition
des Wortes „wichtig1' ab. Der ursprüngliche Zustand der Ausgrabungen bleibt
heute — sieben Jahren nachher — durchaus unsicher. Obscbon selbstverständlich
die jetzige Ausgrabungsstätte die Bauten von Hissarlik nicht so wiedergiebt, wie
dieselben vor Zeiten im Schutte begraben wurden, und obgleich ich die Art und
Weise, wie diese Ausgrabungen vorgenommen worden sind, auch heute noch als
zweckmässig beim besten Willen nicht anerkennen kann , so habe ich doch aus
dem unmittelbaren Verkehre mit den Herren Schliemann und Dörpfeld und aus der
persönlichen Anschauung der Situation die Ueberzeugung gewonnen , welche mich
veranlasst hat, den Vorwurf der mala iides loyal zurückzuziehen und nachstellende
Erklärung zu Protokoll zu geben. „Meine zuletzt in dem Buche „La Troie de
Schliemann" ausgesprochene Auffassung, als habe Di'. Dörpfeld bei der Portnahme
von Mauern künstlich Bilder geschaffen, die den thatsächlichen Verhältnissen wider-
sprechen, ist auf die Thatsache zurückzuführen, dass ich bei langjährigem ver-
gleichendem Studium von Text, Plänen und Abbildungen der Bücher „Ilios" und
„Troja" einander widersprechende Darstellungen gefunden habe mit Bezug auf den
thatsächlichen Befund der Kuinen zu Hissarlik. Die in dieser Auffassung liegende
Anschuldigung des Herrn Dr. Dörpfeld habe ich bona flde im Interesse der Auf-
hellung einer wissenschaftlichen Kontroverse erhoben und kann- darum nicht zu-
geben, dass darin eine Verleumdung gelegen habe. Ich bedauere, dass Herr
Dr. Dörpfeld sie als solche empfunden hat, wählend es mir nur darauf ankam, der
Wissenschaft zu nützen und nicht etwa Herrn Dr. Dörpfeld zu schaden. Obwohl
ich noch jetzt glaube, dass Herr Dr. Dörpfeld in dem einen und dem andern Punkte
sachlich irrt, so liegt es mir doch völlig ferne, demselben mala fldes vorzuwerfen."
Dies ist die einzige Erklärung, welche ich abgegeben habe. Sie berechtigt offenbar
nicht zu der Fassung, welche man der Veröffentlichung in der „N. Fi-. Presse"
Nr. 9090, und in anderen Blättern gegeben hat, da sich augenscheinlich der Wort-
laut des Satzes: „Bei der Untersuchung der von Dr. Schliemann aufgedeckten Bau-
Anlagen erwiesen sich die von Hauptmann Boetticher erhobenen Beschuldigungen
als durchaus unbegründet" nicht deckt mit dem Wortlaute meiner vorstehenden
protokollarischen Erklärung Mit dieser protokollarischen Erklärung waren die
 
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