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Boetticher, Ernst
... Sendschreiben über Troja (Teil 5): Hissarlik, wie es ist: auf Grund der Untersuchungen vom 1. bis 6. Dezember 1889 und im Frühjahr und Sommer 1890 ; (nebst Protokoll der Zeugen) — Berlin, 1890

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5497#0083
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bei dem sich die einzelnen Absätze nach oben hin verkleinern, sondern es nimmt
im Gegentheil jede höhere Bauschicht einen grösseren Raum ein als die unmittelbar
darunter liegende.

6) Die Untersuchung der einzelnen Schuttschichten hat zu folgenden Beob-
achtungen geführt:

In der untersten Schicht sieht man nur einige fast parallele Mauern und
findet darin nichts, was auf die Verbrennung von Leichen schliessen liesse.

Die zweite Schicht, die am meisten Interesse bietet, enthält Ruinen von
Bauwerken, deren grösste den 'Palästen von Tiryns und Mykenae in jeder Be-
ziehung gleichen.

Die unmittelbar darauf folgenden Schichten bestehen aus Wohnungen, die
in verschiedenen Zeiträumen übereinander gebaut wurden; eine grosse Anzahl von
ihnen enthielt umfangreiche Krüge (Pithoi).

In der obersten Schicht endlieh sieht man die Fundamente griechisch-
römischer Gebäude und zahlreiche Bauglieder dieser Zeit.

7) Die zahlreichen Pithoi, die wir in der dritten Schicht haben hervorkommen
sehen, waren noch in ihrer ursprünglichen aufrechten Stellung, bald einzeln, bald
in Gruppen. Mehrere enthielten grössere Mengen von mehr oder minder verkohltem
Weizen, Erbsen oder Oelsamen, aber niemals menschliehe Gebeine, weder gebrannte
noch ungebrannte. Die Wände dieser Pithoi tragen keinerlei Merkmale einer äusser-
te wöhn liehen Feuerein wirkung.

8) Im Allgemeinen erklären wir, in keinem Thcilc der Ruinen irgendwelche
Anzeichen gefunden zu haben, die auf Leichenverbrennung schliessen lassen. Die
Feuerspuren, die man in den verschiedenen Schichten, am stärksten aber in der
zweiten, der verbrannten Stadt, findet, rühren meistens von Feuersbrünsten her.
Die Gewalt des Brandes in der zweiten Schicht war so gross, dass die rohen
Lehmziegel zum Theil gebacken und an den Aussenfläehen selbst verglast sind.

Audi wollen wir schliesslich noch bezeugen, dass die in den Werken „Ilios"
und ,,'froja" enthaltenen Pläne vollständig dem Thatbestande entsprechen, und
dass wir ganz und gar die Ansichten dei Herren Niemann und Steffen theilen,
wie dieselben in dem Protokoll der Konferenz vom 1. bis 6. Dezember 1889 wieder-
gegeben sind."

Hissarlik, den 30. März 1890.

C. Babir., Ingenieur, Delegirter der Academie des Inscriptions et Beiles lettres
in Paris,

Frank Calvert, Konsularagent der Vereinigten Staaten von Amerika,
Dr. F. von Duhn, Professor der klassischen Archäologie an der Universität in
Heidelberg,

Dr. W. Grempler, Geheimer Sanitätsrath, Vorsitzender des Vereins für Schlesische

Alterthümer in Breslau,
0. Hamidy, Generaldirektor des kaiserlichen Museums in Konsfanfinopel,
Dr. Kar] Huma'nn, Direktor am königlichen Museum in Berlin,
Dr. Rudolf Virchow, Professor an der Universität in Berlin,
Dr. Ch. Waldstein, Direktor der amerikanischen archäologischen Schule in Athen,

Delegirter der Smithsouian Institution in Washington.
 
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