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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0025
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Zweifel, dafs man sich spiltcr auch anderer Surrogate statt der
unbequemen Rieselsteinclien bediente und ganz eigentliche Rechen-
pfennige (aera, jellons) Iiatle, der berüchtigten Lupinen gar nicht
zu gedenken, die wohl'eben so gut zum Rechnen, als zu Thealer-
münzen sich bequemten. Diese Asse oder Kupfermünzen nun (denn
liier bei'm Rechnen hlose Marken oder jetlons anzunehmen, be-
rechtiget uns keine Stelle des Alterlhums *), trugen die Knaben,
die vor allen genaue Rechner zu werden sich bestreben inufsteu,
in eigenen Kästehen mit Fachwerke, wie andere Münzen, und
«las sind die loculi, die man docli nie mit Beutel übersetzen
sollte. Daher die bei Horaz zweimal gelesene Stelle von der da-
maligen echtarithmetischen Pädagogik der Schulknaben in Rom
und in den Provinzials'iädlen, welche Horaz schildert, wie sie zum
Rechenmeister gehen:

Links am Arme die Beutel gehängt und die zitternden

Täflein **).

Es würde, wenn man liier auf die Bilderjagd gehen und alle
Denkmäler in Menge vergleichen wollte, so schwer nicht sein,
noch mehrere Abbildungen dieser und ähnlicher Rechentafeln auf-
zufinden. Wir erinnern uns, auf den Abbildungen eines geschnit-
tenen Steins, den Miliin in Kupfer stechen liefs, einen Mathe-
matiker in der späteren Alexandrinisch-römischen Bedeutung, das
heilst, einen Sterndeuter, Astrologen, gesehen zu haben, der eine
solche Rechentafel, nm seine Ephemeriden zu berichtigen und das
Horoscop zu stellen, in der Hand hält. Ja, es dürfte nicht so
ungereimt sein, als es aussieht, in dem bekannten Relief in der
Villa Alban!, welches das Magazin eines Flcischhändlers vor-
stellt, mitten unter den Fleisch- und Mundvorräthen, die da hän-
gen, auch das Reehenbret zu erblicken, mit den zum Selzen der
Rechensteine eingeschnittenen Verliel'tingen ***).

*) Dafs es dergleichen gegeben habe, wird Niemand bezweifeln,
wer die Abhandlung von Sperling und Anderen, die Eckhel in den
prolegomenis p. xm, anführt," genau prüft. Schon die goldenen
Denare in Trimalchio's Bretspiel, Petron, c, 33. g, 129. Burm,,
führen dahin,

**) Laevo snspensi Ioculos tabulamque lacerto, Satir. I. 6. 74. nach
Vofs's Uebersetzung, Heindorf (S. 161) hat die Ioculos richtig
gegen Gcfsner von Kapseln erklärt, obgleich die Rechentafeln
gewifs auch Einschnitte hatten, wie etwa unsere'Miinztablutten.
***) S, Zoega's Bassi Kilievi n. 28. Zoega, der hier nur den Mo-
relli abschrieb (T, V- 1320> l'at diefs zu oberllächlich abge-
fertigt, V

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