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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0166
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den äufsersten Vorstädten, die man, vielleicht zum Spott, Küchen
(culinae) nannte*). Hier wurden sie haufenweise verbrannt **), und
die abgesengten Knochen in Todtengrubeii (puticulae oder pulicnli)
geworfen, wo die Bettler und Sehnen, die auch diesen Seheiter-
haufen nicht bezahlen konnten, ganz onverbraunt ihre Ruhestätte
erhielten. Ein solcher Brand- und Begräbnifsplatz des armen Pö-
bels war vor dem Est[uilinisehen Thore, das wahre Tyburn, oder
la place de Greve des allen Roms, wo Verbrecher hingerichtet
wnrden und die untersten Diener der Gerechtigkeit mit dem ver-
worfensten Gesindel und den niedrigsten Priesterinnen der Venns
Vulgivaga ihre Wohnung hatten ***). Dorthin verlegt auch Horas

nen könnte, wäre zugleich mit verbrannt worden, Diefs kann wohl
auch zuweilen der Fall gewesen sein, und daher kommen fabri
sandapilarum bei'm Juvenal VIII, 175, vor, Aber die popularis
sandapila bei'm Sueton in Doinit, c, 17. und die sponda Orci-
niana bei'm Martial X, 5. scheinen mir auf einen bestimmten
Kasten hinzudeuten, aus welchem man den Leichnam sogleich aus-
schüttete ([arca, Quae lacerum corpus siecos eü'undat in ignes,
Lucan, VIII. 738.), worauf man einen neuen holte. Wahrschein-
lich bediente man sich hierzu zuweilen auch einer Korbflechte.
S. Hesychius Si Vi rarfepy. T, II. c. 1349. Auf jeden Fall war
so die Ersparnifs noch großer.
*) Aggenus ad Frontin, p. 60, ed. Goes,: Culinae sunt in suburbanis
loca publica, inopum destinata funeribns, Mehr davon iindet man
in des Julius Pontedera epist, crit, ep, VIII, p. 103, Wegen des
unleidlichen Gestanks, der diese Gegenden verpestete, soll die
Gestankgöttin, Mephitis, eine Kapelle dort gehabt haben, S, Ad-
lers Beschreibung von Rom, S. 200, und hieraus wäre die Stelle
bei'm Petron c. 2. p. 7. zu erklären: non magis sapere possunt,
quam bene olere, qui in culina habitant. Das war das Gesindel,
das dort haus'te. ,
**) JMart. VIII, 25. 9, Quatnor inscripti (vespillones, vsK^Cfogoi^ por-
tabant vile cadaver Accipit infelix qualia mille rogus.
***) Neben diesen ölfentlichen Brandplätzen wohnten die ustores, wel-
che auch servi publici gewesen zu sein scheinen, die carnilices,
denn in der Nachbarschaft waren auch die Executionen ^Sueton.
Claud, 25.) und die armseligsten und verworfensten Motzen, bu-
stuariae, moechae, sralgai ai ix) xauffrijji'off hrwcai, Artemid. Oni-
roer. I, 80. p, 68, die hier zwischen den Todtengrubeii und culi-
nis ihr Wesen trieben. Hieraus mufs auch die Stelle bei'm Ca-
tull. ep. 59. erläutert werden, wo, um die verworfenste coureuse
zu bezeichnen, gesagt wird, sie schnappe nach einer Todtenmahl-
zeit vom Scheiterhaufen,

cum devolutum ab igne prosequens panem
ab semiraso tunderetur ustore,
 
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