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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0201
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salzes nahm man, besonders bei den griechischen Weinen, wirkli-
che Lake oder Seewasser. Die allen griechischen Weine konn-
ten, nach dem Ausspruche alter Weinschmecker, ohne Seewasser
g'ar nicht schmackhaft werden *), worein sich sogar der Aberglaube'
mischte und das Seewasser aus der hohen See nin's FrüLlinys-
Aeqninoctimn , wenn der Nordwind wehte, zu holen gebot, Auch
"warf man nicht seilen geslofsenen Marmor und Gyps in die Krüge.
Die Krüge winden an der Mündung mit einer Seheibe von der
Korkeiche so bedeckt, dafs sie ringsum mit Pech oder Gvps über-
gossen und dadurch gegen alle Berührung der ä'ufseren Luit ge-
sichert wurden. Allein ehe diefs geschah, wurden die gefüllten
Gefäfse (offen; so scheint es, ob es gleich au's Unhfegieifliche
griinzt) erst noch auf dem Hachen Dache oder dein Söller dem
Sonnen- und Mondlicht auf eine bestimmte Zeit zur Bescheinung,
sowie auch den Winden ausgestellt **). Die Hauptsache aher blich
bei den stärkeren Weinen — die schwächeren wurden in Geweihen
zur ebenen Erde zur Hälfte ^oder ganz eingegraben, denn Keller
in unserem Sinne halte es bei" Griechen und Römern gar nicht ge-
geben, ohgleieh das Wort Keller von Cella, römisch ausgesprochen,
ahstammt — das, aus lioraz und anderen Dichtern hinlänglich!
bekannte Aufstellen der neu verpiehlen und gegypsteu Weinkrüge
in der Rauchkammer, damit durch das Erwärmen- des AVeins der
allzuslarke und heilige Rebensaft milder und mürber würde. Das
Ganze war eine Art von Coctur durch linde Erwärmaug. Man
hat oft im Scherz gesagt, die Alten hätten ihren Falerner Wein
geräuchert, wie wir die Schinken und Speckseiten räuchern. Al-
lein der Zweck war wenigstens ganz verschieden. Nicht zur Er-
haltung, sondern zur Mürbung und Milderung der Schärfe sland
in der römischen Rauchkammer der Krug, der trinken deu
Rauch gelernt (amphora fnuitim bihere insliluta, nach Horaz).
Kein Landgut, keine Meierei, wo sich der Guisbesilzer zuweilen
in der Yilleggialura gefiel, war ohne ein Bad, kein Bad ohne Röh-
renheizung und Rauchkanäle, welche, in die hohlen Wände ein-
gemauert, den Rauch in's obere Stockwerk führten und dort, be-
vor er durch besondere Oeffnungen hinauszog, einfingen. In die-
sen Rauchkammern (fumaria) trocknete man das Holz für den Ka-
mingebrauch , in diesen halle man aher auch eigene Ahlheilungen
für die dem Rauch auszustellenden Weinkrüge, die, zum Unterschied

*) Die Stellen gibt Beckmann, über 'Weinverfälsclmngen in seinen
Beiträgen zur Geschichte der Erfindungen, Tb. L
,S. 184.

**) Diefs nannte man die Insolalio, Plinius, XIV. s. 27.: Nobilissima
vina Campaniae exposita sub divo verberari sole, luna, imbre,
ventis aptissimum videtur, Yergl. Bacci, de natura vinorum, I.
8. p, 12, D.
 
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