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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0421
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verdorbenen Lalinilät des Mittelalters jeden Unhold, jede Hexe nnd
scheufsliehe Gestalt *) nnd diesen Nebenbegriff der Häfslichkeit hat
dieses Wort auch jetzt noch so gut, wie das zum Theil davon
abgeleitete Grimace in der französischen Sprache. Wer kann es
daher dem neuesten Sprach- und Wortreiniger Campe verden-
ken, dafs er ein Wort mit so zweideutigen Nebenbegriffen nicht
länger uuter der ehrlichen Sippschaft teutscher Multeiwörter dul-
den -will ♦*), wenn auch der von ihm statt Maskerade vorgeschla-
gene Larventanz uns um nichts hessern und nur an einen Geister-
tanz in einer Bürger'scheu Ballade erinnern sollte.

Vielleicht läfst sich aber aus dieser Sitte, häßliche Masken
als Anmiete und zauberlösende Mittel zu betrachten, noch eine an-
dere antiquarische Dunkelheit aufhellen, die ohne Rücksicht auf
diesen Umstand dem denkenden Forscher wohl immer ein Räthsel
bleiben möchte. Sollte sich nicht hieraus die ganz unverbäliuifs-
mäfsig grofse Zahl von Maskenintaglios auf alten Gemmen erklä-
ren lassen'? Das vollständigste Werk über die Masken der Alten
von Francesco Ficoroni enthält auf 85 Kupferplatten die Abbild-
ungen von mehr als 360 damals noch vorhandenen geschnittenen
Steinen, auf welchen hlose Masken abgebildet sind ***). Nicht
mehr als 72 von diesen hat Raspe iu dem mit Recht für sehr
vollständig gehaltenen Tassie'schen Gemmen- und Pasten Verzeich-
nisse aufgeführt, wo übrigens au 400 andere alte Gemmen mit
Masken angezeigt -j-), aber doch immer noch eine grofse Zahl, die
Winckelmann in der Erklärung des Stoscliischen Cabincfs, Maffei
und Gori im Museum Floreutiuum beschrieben und zum Theil in

p, 123., dem selbst Menage, Dictionnaire Etymolog, p. 487. bei-
zupüichten scheint,
*) S, Du Cange, Glossarium Lat. s. v. masca. T. H. p. S2S., tala-
masca T. III. p. 1166,, und Wächter, Glossar. Germ. s. v, Maske
p. 1055.

**) Ueber die Reinigung und Bereicherung der teutschen Sprache,
Dritter Versuch. S. 227.

Ficoroni's Werk, de larvis scenicis et figuris comicis, Rom. 1754.
4., hat eigentlich einen gewissen Pietro Contucci zum Verfasser.
S. Winckelmann's Monument, Ant. Ined. p. 59. Es ist aber Al-
les ohne Plan und Ordnung unter einander geworfen, und man
kann daher nur mit vieler Kritik Gebrauch davon machen. Die
vorzüglichsten Maskengemmen aus Ficoroni's Sammlung sind in
das Museum Ballerini's, des Bibliothekars der Barherinischen Bi-
bliothek, gekommen, wie aus einer Bemerkung des Coccpielini in
Praefat. ad Terent. T. I. p. VII. zu ersehen ist.
f) S. Tassie's Catalogue, Masks n. 3621—4001. p, 243 ff. Es ge-
hören aber auch sehr viele Gemmen zu dieser Ordnung, die unter
anderen Rubriken Mos als Köpfo angegeben sind.
 
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