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Böttiger, Carl August; Sillig, Julius [Hrsg.]
C. A. Böttiger's kleine Schriften archäologischen und antiquarischen Inhalts (Band 3) — Dresden, Leipzig, 1838

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https://doi.org/10.11588/diglit.5486#0424
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412

rniu auch noch iu diese Ringe Steine mit Figuren vou einer Ähn-
lichen Kraft und Wirksamkeit setzte cnd, da man im Altertliume
hundert Gerätschaften und Dinge durch das Aufdrücken des Pit-
schierringes verwahrte, die wir jetzt nicht inehr zu versiegeln, son-
dern zu verschliefsen pflegen *), zugleich auch diese Dinge durch
das auf Siegel wachs abgedrückte Bildnifs einer Maske vor allem
etwa zu besorgenden Zauberunfug sicher stellte'? Jeder, der nur
einige etwas beträchtliche Gemraeusammlnngen gesehen hat, weifs,
welche ungeheuere Zahl vou magischen Gemmen und Anmieten der
in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung aus Sy-
rien und Aegypten über das ganze römische Reich wie ein gifti-
ger Pcslhaucu ausströmende gnostische und astrologische Unsinn
hervorgebracht hat **). Eben der Aberglaube, der später mit den
Erzeugnissen des gesunkenen Kunstgeschmacks, den häfslichen
Abraxas- und Cheiiphisgemmen, sein Spiel trieb und so manches
Kunstwerk ehrwürdiger griechischer Meister mit seinem astrologi-
schen Slenientand *+*) uud sinnlosen Abracadabras verunstaltete,
fand in den glücklichen Zeiten der Kunst in den seltsamsten, aber,
als Kunstwerk betrachtet, oft unübertrefflich schön gedachten und
gearbeiteten Carricaturmaskeo seine Freude und Beruhigung.

Ich zweifle nicht, dafs mau diese Spur noch weiter verfolgen
und zum Beispiel in den sogenannten Silenusmasken, in welchen
man den leibhaften Sokrates gesucht und vielleicht auch wirklich
gefunden hat f), ein kräftiges Auiulet für Diletlaulcu in der Philo-

digen antiken Gemme, die PI. XL, abgebildet ist, die unleserliche
Umschrift magisch zu sein scheint) vorkommt,
*j Das Altertlium kannte nur grofse Thorschlüssel oder Haken, Kleine
Vorlegesclilösser und Schlüssel waren ihnen durchaus unbekannt,
so wie sie überhaupt vom Schlosserhandwerk nichts wufsten. - Nach-
her wurde Alles versiegelt, S. die merkwürdige Stelle bei'm Ma-
crobius VII. 13. und Lipsius zum Tacitus Ann. II. Excurs. B.
Dalier der vervielfältigte Gebrauch der Siegelringe und die Menge
der geschnittenen Steine im Altertliume, Später fing man an,
Schlüssel mit Ringen zu verbinden, dergleichen sich noch mehrere
in Altertliumssammlungen finden, S, z. B. Smetius in Antiquit.
Neomag. p. 25 f.

**) Nur wenige unter diesen magischen Gemmen sind christlichen Ur-
sprungs. Diefs haben Beausobre, Histoire du Manicheisme T. 11.

57 tl". und Passeri in einer eigenen Abhandlung de gemmis Basi-
lidianis in Gori's Gemmis astriferis T, 11. p; 221 11". ziemlich über-
zeugend dargethan. Man sehe die Geschichte dieser Gemmen bei
Mosheim, de rebus Christian, ante Const. M. p. 346—350.
Mehrere Beispiele davon in Gori's Thesauro gemmarum astriferarum
T. I.

f) Unter den 24 Gemmen, die Chiüot in seinem Socrates, sive jttdi-
 
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