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Bohn, Richard
Der Tempel der Athena Polias zu Pergamon — Berlin, 1882

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https://doi.org/10.11588/diglit.1011#0010
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10 Richard Bohn:

That dahin gehören wird. Die Anten sind mit einer der Front zugewen-
deten Stirn und zwei anschliefsenden Schmalseiten gebildet und zwar als
vertikale Pfosten abwechselnd mit Plinthen, welche in die Wand einbin-
den. Gekrönt wird die Cellawand durch einen der Innenseite des Ar-
chitravs entsprechend profilirten Block. Für die Rekonstruktion der wahr-
scheinlich aus Holz hergestellten Pterondecke, der Giebelneigung und des
Dachgerüstes fehlt jeder nähere Anhalt.

Eine Thür ist durch die in Fragmenten vorhandene einfach profi-
lirte Umrahmung mit krönendem Gesims bezeugt. Da einige Reste vor
der gesicherten mittleren Trennungswand etwa als Theile der Fundirung
einer aufgestellten Statue gedeutet werden können, so wird der Stand-
punkt der Thür, was auch nach ihrer Formengebung wahrscheinlich ist,
nur zwischen Pronaos, bezüglich Opisthodomus und Cella angenommen
werden können.

Zahlreiche seitliche Dübellöcher in den Säulen bekunden, dafs ein
theils fester, theils beweglicher Verschlufs des Pteron vorhanden war.
Unmittelbar vor der Südfront läfst die erweiterte Felsbearbeitung sich als
Stelle für einen Altar deuten, womit eine daneben befindliche noch jetzt
erhaltene Cisterne zum Wasserschöpfen in Verbindung gedacht werden
könnte. Vor der Südwestecke fand sich der Rest eines vertikalen Ab-
fallrohres aus Thon.

Ich füge noch einige Bemerkungen über die Technik hinzu. Das
Fundament zeigt exakten Fugenschlufs; sämmtliche Plinthen waren durch
Klammerbänder und zwar aus Holz verbunden, die jetzt allerdings durch
die eingedrungene Erdfeuchtigkeit vollständig verwittert sind; nur die
Eckplatten sind durch noch vorhandene schmale Eisenklammern, sowie
durch Vertikaldübel gehalten. Die Form der Holzklammer war annähernd
stets die gleiche und zwar, wie aus dem noch gut erhaltenen ümrifs der
Bettungen hervorgeht, in medio 0,23 lang, doppelschwalbenschwanzförmig,
in der Fuge 0,045, an den Enden 0,065 breit, bei 0,030 Tiefe. Beson-
dere Erwähnung verdient, dafs die in der Unterfläche befindlichen Eintie-
fungen an den oberen Stylobatplinthen durch dünne Vertikalröhren mit
der Oberfläche verbunden sind, was wohl nur dazu dienen konnte, das
Vergufsmaterial, statt wie sonst seitlich, von oben einzuführen. Die Säu-
lentrommeln haben einen Dübel in der Mitte mit seitlichem Gufskanal.
 
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