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Boisserée, Sulpiz
Ueber die Beschreibung des Tempels des heiligen Grales in dem Heldengedicht: Titurel, Kap. III — München, 1835

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https://doi.org/10.11588/diglit.32636#0015
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Nur darf man den Zeitraum von fünfzig 1 Jahren von dem Tod
des ersten Dichters bis zur Umarbeitung- und Fortsetzung des Werks
nicht buchstäblichj sondern blos als eine Redensart nehmen, in welcher
eine gewisse für eine ungewisse Zahl ausgedrückt wird; denn nach
den oben angegebenen Lebensverhältnissen Albrechts wird der Anfang
seinerArbeit nicht früher als 1310 oder 1320, also etwa 80 bis 90 Jahre
nach Eschenbachs Tode statt gefunden haben. Es ist aber freilich
auch zu bezweifeln, ob jene Strophe von Albrecht selbst herrührt,
und ob sie nicht viel später eingeschoben, wo man von der Lebens-
zeit der beiden Dichter schon keine genaue Kunde mehr hatte. We-
nigstens ist es auffallend, dass jene Strophe bis jetzt sich aliein im
Druck findet, während doch die Handschriften die vier darauf folgen-
den Strophen enthalten, worin der Dichter seine Arbeit gegen Tadler
vertheidigt x).

Jedoch wer war dieser Albrecht? Mir scheint dass man in ihm
Albrecht von Scharfenberg erkennen muss, welcher in der
Manessischen Sammlung der Minnesänger vorkömmt, und so sehr
von dem Münchener Dichter Ulrich Fürterer gepriesen wird. Dieser
führt ihn in seinem cyklischen Gedicht von Titurel und den Rittern
der Tafelrunde mehrmal an 2); unter anderen sagt er: (Münchner Cod.
Bl. 2 Str. 17)

Albrecht von Scharffenberge ,

Wäre ich mit Kunst dein Genoss!

Als ein Fiies gen dem Zwerge

Also ist mein Kunst gen dir eben gross.

1) In der ältern Heidelb. Handschr. stehen diese Strophen: Hiemit so seind
versuchet u. s. w. im 6ten Kap. nach der 72sten Str. des Drucks, in der Hds.
der Kaiserl. Bihl. in Wien folgen sie auf die Str. Mit Rimen schon zwi-
genge u. s, w. welche im Druck das 4te Kap. beschliesst.

2) Yergl. Hagen, Docen, Büsching u. s. w. altdeut. Museum I. S. 135, 569 u. 572.
 
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