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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0278
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X. Die ägyptischen Sternbilder bei Teukros, Antiochos und Valens. 219

In der Tetrabiblos des Ptoleinaios (I 9) wird der Aldebaran, der
belle Stern der Hyaden, Xaurrabiac, der Fackelträger, genannt.1)
Vielleicbt ist dieser Name, gleich so manchem andern, zugleich Stern-
name und Sternbildname gewesen. Es ist denkbar, dafs der kuvokc-
qpaXoc ö id Xuxva cpe'puuv, den der zweite Teukrostext an den 20. Grad
des Widders, der erste in dessen ersten Dekan versetzt, Teile des
Widders und des Stiers zu einem Ganzen vereinigte; die Möglichkeit
wird dadurch verstärkt, dafs der Widder kein deutliches Sternbild ist,
also seine einzelnen Sterne leicht zu andern Bildern gezogen und
besonders mit den benachbarten hellen Sternen des Stiers vereinigt
werden konnten. Jedenfalls läfst der Name Xaurrabiac bei Ptoleniaios,
nach früheren Bemerkungen über die ägyptischen Anschauungen vom
Sternhimmel, auf ägyptische Herkunft schliefsen.

Das andere Sternbild, das KUVOKecpaXoc heifst, ist dicht bei der
Argo zu suchen, da ttXoiov an diesem Platze nach den obigen Aus-
führungen (S. 171) soviel als Argo heifst; Näheres konnte ich aber
nicht ermitteln. Doch mögen hier noch ein paar andere Gestalten
Platz finden, die mit der Argo oder dem ttXoiov im zweiten Teukros-
text in Verbindung gebracht sind. Erstlich zum Stier:

Xj euuc ky' (uoipac) 6 Katexwv tö ttXoiov ö oioikujv töv <(...)>
BeocTureic (BeocTuyn. coddj Kai Beou&xouc (bnXoT) P ö Kare-
Xiuv tö ttXoTov ö bioiKÜuv töv ßiov Beöc <(. . . y L

Eine Gestalt also hält das Fahrzeug; ihr Beiname ist nach L
ö bioiKÜJV töv ßiov (Beöc ist zweifelhaft, da es der Rest von Beocru-
yeic sein kann); sie deutet nach P Gottverhafste und Atheisten an.
Eine Möglichkeit, diese unbestimmte Figur mit einem ägyptischen
Sternbild von Dendera oder Esne zu vergleichen, scheint nicht vor-
handen zu sein; doch glaube ich, dafs auch dieses Sternbild, da es
zum ttXoiov in Beziehung steht, ägyptisch sein wird. Der Zusatz
ö töv ßiov bioiKÜuv (Beöc?) erinnert an die Namen verschiedener
ägyptischer Gottheiten: der Gott Hor-Samta heifst in Dendera in einer
Inschrift aus der Zeit des Augustus „Hor-Samta, der Herr von Den-
dera, der grofse Gott in Dendera, Rä er selbst im Sonnensitze, der
Gott Anx (d. i. das Leben), Herr des Lebens, welcher die Lebenden
(die Menschen) leben läfst, in dessen Hand das Leben ist und

1) In der sonst guten Hs Vatic. 1038 steht dafür das sprachliche Unding
A.a|aTraüpac, ebenso in der dem Proklos zugeschriebenen Paraphrase, die aber
diesen Autornamen, wie ich nun aus Überlieferung und Sprache ermitteln konnte,
zu Unrecht trägt.
 
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