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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0308
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248 II. Teil. Die Sternbilder in den neuen Texten.

Es scheinen sich darnach zunächst zwei Anzeichen für den baby-
lonischen Ursprung des Sternbildes Hades zu ergeben: erstlich der
von Macrobius berichtete Kultgebrauch der Phöniker und Assyrer,
dessen astronomische Begrändung allerdings sehr wohl erst auf die
unbestimmten 'pkysici' des Macrobius zurückgehen kann, und zweitens
der Ansatz auf den achten Grad bei Firmicus. Ein voller Beweis ist
natürlich das eine so wenig wie das andere. Aber es scheint in der
That; dafs wir schon jetzt die Existenz eines Hadessternbildes am
babylonischen Himmel nachweisen können. Hommel hat 1892 in
der Zeitschrift Ausland (vgl. jetzt seine Aufsätze und Abhandl. S. 421)
in der Mondstationentafel 5 R. 46, n. 1 die 13. Zeile so übersetzt:
„Stern des Sohnes der erhabenen Wohnung, Gott Dikud" (— Richter,
nämlich des Hades) und diesen Stern zwischen Steinbock und Schütze
oder gleich 9 ophiuchi gesetzt, der 'Anfang der Strafse der
unteren Hinimelswölbung'1) keifst. Seitdem scheint" nun " auch
der genauere Ort des Hades am babylonischen Himmel nachweisbar.
Auf jenem babylonischen Astrolab nämlich, das Hommel nach Pinches
Vorgang bespricht (Aufs. u. Abh. S. 458 ff.), steht zwischen der Spica
der Jungfrau und dem Namen cBir', den Hommel als Wage auffafst,
sicher aber in der Rubrik des Monats Elul, wo die Sonne aus der
Jungfrau in die Wage tritt, das W'ort ug-ga, das Hommel dem
Raben der Grenzsteine gleichsetzt: „erklärt aber wird es", fügt er
hinzu, „als cHerr der Todes'". Der Hades des Teukros, Hippolytos,
Y^^uJj ^y^/.Firmicus ist also in der That höchst wahrscheinlich ein altes baby-
4** Ionisches Sternbild.
- Lr^gT Zwei andere Paranatellonta der Wage bei Teukros — zu keinem

*k ■a.IW'-'p— andern Zeichen des Tierkreises nennt er so viele fremdartige, weder
^^j^-i^in.^ griechische noch ägyptische Bilder ■— gehören offenbar gleichfalls
zum Hades und Styx. In TR sind als irapavaTeWovia der Wage
angeführt zum ersten Dekan Hades, Fährmann, Teile des Ache-
rusischen Sees und des Kahnes (uepoc tou cicdcpouc); zum zweiten
die Fortsetzung von Kahn und Acherusischem See; endlich zum dritten
Dekan der Abschlufs von beiden. Barke (ttXoiov) und TropBueuc
kommen zur Wage, ebenso wie der Acherusische See, auch im zweiten
Teukrostext vor, dessen Exzerptor hier übrigens gleich eine ganze
Menge von Sternbildern zu einer Wirkung zusammengekoppelt hat.

1) Vgl. damit die auch schon von Stucken (vgl. unten) zitierte Macrobius-
stelle, nach der die südliche Erdhälfte und die südlichen Tierkreisbilder der
Proserpina gehören. Als TaTrervuu,ua der Sonne wird die Wage auch bei den
alten Astrologen angeführt, vgl, z. B. Ptolemaios Tetrab. I 20.
 
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