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Boll, Franz
Sphaera: neue griechische Texte und Untersuchungen zur Geschichte der Sternbilder — Leipzig, 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.19748#0498
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420

m. Teil. Geschichte der Sphaera barbarica.

Scaligers Übersetzung, die schwerlich ohne Kenntnis des Vorgängers,
jedoch auf Grund des Originals hergestellt ist, dient zur Kontrole.
Dabei bemerkt man, dafs ganz systematisch von Ibn Esra alle
griechischen Worte und Namen, oft auch die Sätze, in denen sie
stehen, beseitigt sind. Die Namen Herakles, Apollon, Arktos, Nereis,
Eridanos, Neilos, Adonis, Ariadne, Musa, Heniochos, Kentauros,
Ophiuchos, Hippokrator, Kyknos, Eileithyia, Asklepios, Satyros,
Bootes, die alle bei Abu Ma'sar noch die griechische Herkunft so
beredt bezeugen, sind durchaus weggelassen; desgleichen nebst allen
persischen Worten auch alle Stellen, an denen Abu Macsar den Namen
Teukros nennt. Scaliger hat in seiner Übersetzung des Ibn Esra nach
Möglichkeit die griechischen Namen wieder eingesetzt1); bei der
'persischen' Sphäre konnte er das freilich nur selten wagen, und wie
hätte er ahnen können, dafs hier durchaus griechische Überlieferung
zu Grunde liegt, da doch Ibn Esra die griechischen Worte ganz grund-
sätzlich eliminiert hatte! Aufser ihnen sind noch eine Anzahl von
Stellen, an denen der Text des Abu Macsar schwer verständlich oder
gar zu seltsam war, von Ibn Esra nicht übersetzt worden. Einige
davon sind schon in der vorigen Note erwähnt; von den anderen er
wähne ich nur den Wegfall der Stellen über den KuvoKeqpaXoc, die
Abu Macsar sehr unklar übertragen hatte, und über den T&Xac, sowie
über den Stierhirsch, d. h. e'Xaqpoc. Ich glaube nicht, dafs diese letz-
tere Klasse von Sätzen in Ibn Esras Exemplar des Abu Macsar fehlte:
vielmehr wird er auch hier ebenso entschlossen wie bei den griechi-
schen Worten das weggelassen haben, was er nicht verstand.

Damit wäre über die Paranatellontenverzeichnisse des Ibn Esra
genug gesagt, so einfiufsreich sie auch für die späteren Arbeiten zur
Geschichte der Sternbilder dadurch geworden sind, dafs sie Scaliger
übersetzt und abgedruckt hatte. Etwas länger dabei zu verweilen
lockt mich jedoch eine besonders schöne Münchener Hs, die durch
ihre seltsamen Miniaturen schon manches Befremden erreo-t hat. Es
ist Clm. 826, eine der berühmten Prachthandschriften aus der Biblio-
thek des deutschen Königs Wenzel, als sein Eigentum bezeichnet
durch die häufig ornamental verwendeten Buchstaben WE und be-
sonders durch das Bademädchen mit Eimer und Badequast, das, wie
in allen Hss des Königs, auch in unserer fol. llv erscheint.2) Die

1) Vgl. Scaligers Schlufsbemerkung zu seiner Übersetzung, p. 347 der Aus-
gabe von 1600: er fürchtet KaKÖ^nAoc zu sein, wenn er Alles Wort für Wort
wiedergebe.

2) Vgl. über die eigentümliche allegorische Spielerei, die vielleicht diese
 
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