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G. & L. Bollag <Zürich> [Editor]
Gemälde- und Kunstauktion: Gemälde und Handzeichnungen: die Bestände des frühern Salon Bollag ; Porzellane, Miniaturen, Dosen u.a. ; Versteigerung 3. April 1925 — Zürich, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.23260#0014
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VORWORT

Die Auktion, die der frühere Salon Bollag am 3. April in Zürich veranstaltet, be-
deutet für den schweizerischen Kunstmarkt eine ungewöhnlich starke Belastungs-
probe. Führt sie ihm doch auf einen Schlag eine wertvolle Sammlung grösseren Um-
fanges zu, die sich ebensosehr durch ihre Zusammenstellung im grossen ganzen, wie
durch die Qualität im einzelnen auszeichnet. Von einigen Stücken abgesehen, handelt
es sich um künstlerische Bestände, die von den derzeitigen Inhabern und Gründern
des Salons, den Brüdern G. und L. Bollag, im Verlaufe ihrer zwölfjährigen Zürcher
Tätigkeit selber zusammengetragen worden waren. Wenn also die Aufnahme, die
das Dargebotene findet, geeignet ist, die Tragfähigkeit des Marktes zu charakteri-
sieren, so gewährt die Beschaffenheit des Auktionsmaterials selber willkommene
Aufschlüsse in bezug auf die künstlerische Einsicht und vorwiegenden Interessen
der beiden Händler-Sammler.

Der vorliegende Auktionskatalog umfasst nicht weniger als 256 Nummern. Davon
entfällt ein Viertel auf eine Serie von Miniaturen, Dosen und dergleichen, sowie eine
Sammlung alter Porzellane. Das Übrige, will sagen den Hauptteil, der vorangestellt
ist, beanspruchen im wesentlichen Gemälde und Zeichnungen französischer und
schweizerischer Meister des 19./20. Jahrhunderts.

Das Hauptgewicht tragen die Franzosen. Finden sich doch eine Reihe von Meistern
dabei, die zu den Grössten der modernen Kunst gehören. Und zwar mit kostbaren,
ja kostbarsten Einzelwerken, die man schlechthin als klassisch bezeichnen darf. Ich
denke da vor allem an Gemälde wie die wundervolle kleine Winterlandschaft von
Courbet, deren Gehalt im umgekehrten Verhältnis zu ihrem geringen Umfang steht,
die »Femme nue couchee« von Corot, an der man sich nie satt sehen kann, »La
sortie du bain« von Renoir, die sommerliche Landschaft von Sisley, an den wahrhaft
monumentalen »Baigneur« und die unendlich delikaten »Poires« von Cezanne, oder
die dumpf aufwühlende, nachhaltig packende »Spinnerin« von van Gogh. Solche
Werke, es sind Meisterwerke, die man dem ehernen Bestand der neueren Malerei
beizählen wird, gereichen jeder Galerie zur Ehre. Tief im Wesen der Künstler, die
sie geschaffen, verankert, innig verbunden mit der stammhaften Psyche ihres Volkes,
erheben sie sich gleichsam über Raum und Zeit.

Die Gegenwart ist auffallend reich vertreten. Einzelne, deren Namen heute in
aller Munde sind, beanspruchen gleich eine längere Nummernserie. So Picasso und
Andre Derain, die jeder mit an die zwei Dutzend Stücken figurieren, wovon die Mehr-
zahl allerdings Aquarellen und Zeichnungen zukommt. Kein Zweifel, dass die Mög-
lichkeit erstrebenswerter Erwerbungen gerade aus diesem Grunde für manchen in
grössere Nähe gerückt ist.

Es hätte keinen Sinn, hier auch nur die Namen alle einzeln aufzuzählen. Kaum
einer fehlt dabei, der in der Entwicklung der französischen Malerei von Delacroix
bis Matisse von Bedeutung ist. Wenn ich beispielsweise noch beifüge, dass Grössen
 
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