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Vorrede. xi

Die Herausgabe der Syntax werde ich bis zur Vollendung eines
begonnenen Glossars verschieben, weil letzteres mir, zur Förderung

man behaupten, dafs die Form, welche ein Wort am Ende eines Satzes, und somit aufser dem Ein-
fluß eines folgenden Buchstaben annimmt, seine ursprüngliche sei, so wäre freilich das Wisarga
die Urform vieler grammatischer Endungen, es wären aber auch fa?T, ^J" u.s. w. die Urformen
von Wurzelwörtern, welche die obliquen Casus, fil^;, flj^, ^ni, öW u.s.w. bilden, und das ganze
Wurzelsystem würde eine grofse Erschütterung erleiden, dadurch, dafs man nicht zugeben wollte,
dafs die plötzliche Unterbrechung der Rede einen Einflufs auf den Endbuchstaben des Schlußwor-
tes des Satzes ausüben könne. — Fragt man nach der Ursache warum sich ein schliefsendes j oder
r unter gewissen Umständen in einen Hauch umwandten, so liegt dieselbe offenbar in der Verän-
derlichkeit, Verfälschung und Abschleifung, denen im Laufe der Zeit am meisten die Endbuch-
staben unterworfen sind. Der Übergang eines s oder r in einen schwachen Hauch ist die letzte
Stufe vor ihrer gänzlichen Unterdrückung, und ein Zeichen von Verweichlichung, welche die
Sanskrita-Sprache in dieser Beziehung sich hat zu Schulden kommen lassen, so dafs sie das schlie-
fsende s und r welche die verwandten europäischen Sprachen in jeder Stellung dulden, nur vor
gewissen ihnen besonders günstigen Buchstaben ertragen kann. In der Urperiode der Sprache
mufste auch im Sanskrit das schließende s und r unveränderlich gewesen seyn. Begreiflich ist mir
auch die Auflösung eines schliefsenden s in einen Vocal, und wenn die Indischen Grammatiker die
Verwandlung vona^[_in sY so erklären, dafs sie eine Auflösnng des SMn 3 annehmen, welches mit
dem vorhergehenden % in äY übergeht, so bin ich geneigt ihnen vollkommen beizustimmen, weil
^t im Sanskrit immer als ein zusammengesetzter Laut erscheint, und eine Verschmelzung der Ele-
mente a und u ist. Auch ist es wichtig zu berücksichtigen, dafs der Zischlaut mit den Halbvocalen
(7Jj ~[, <5J_, 3) zu den schwächeren Consonanten gehört, denen eine Verschmelzung zn einem Vocal
am natürlichsten ist, und es ist merkwürdig, dafs im Französischen das / gerade nach einem a sich
ebenfalls in u umwandelt, welches mit diesem a den Laut o gibt, daher faujc xasfahus, animaux
für animals u.s.w. Das Sanskrit ist in Bezug auf die Umwandlung der Endung as in 6 (=a-f-u)
in sofern auf halbem Wege stehen geblieben als es dieselbe nur unter gewissen Umständen, näm-
lich vor weichen Consonanten und ft, sich gefallen läfst, allein die mit dein Sanskrit innigst ver-
wandte Pali-Sprache hat den von jenem angefangenen Weg gänzlich zurückgelegt, und unabhän-
gig vom folgenden Buchstaben die Endung, as stets zu 6 umgestaltet, wie wir aus der in sprachwis-
senschaftlicher Beziehung sehr wichtigen Pali-Grammatik erfahren, welche wir den verdienstlichen
Bemühungen der Herrn E.Burnouf und Lassen verdanken. — Durch das Gesagte glaube ich zur
Genüge die Unzweckmäfsigkeit bewiesen zu haben, von euphonischen Veränderungen des Wisarga
zu handeln, wie dies in den Grammaliken meiner Vorgänger geschehen ist; denn was von diesem
Schlufshauche, unabhängig von dem s und r, zu sagen ist, gehört zu den Regeln der Aussprache,
und wenn noch etwas Dunkeles in seiner Beziehung übrig bleibt, so ist es, dafs man von. der
längst ausgestorbenen Sanskrita - Sprache vielleicht nicht mehr genau den Grad der Stärke oder
Schwäche bestimmen kann, womit sein Schlufshauch (Wisarga) hervorgebracht wurde; wir müs-
sen uns in dieser Beziehung, so wie in Betreff der Aussprache anderer Buchstaben, den in Indien
zurückgebliebenen Traditionen überlassen. Die grammatische Theorie des Wisarga ist durch die
Wohllautsregeln der beiden Buchstaben, die unter gewissen Umständen zu einem Hauch sich ent-

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