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Borchardt, Ludwig
Die aegyptische Pflanzensäule: ein Kapitel zur Geschichte des Pflanzenornaments — Berlin, 1897

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https://doi.org/10.11588/diglit.43137#0061
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Abbildung 78.

sehen wir einen Monolithen sich unter den Händen der Steinmetze und Polierer zu
einer Palmensäule umbilden (Abb. 75). Im Palaste Amenophis’ IV. finden wir sie
öfter abgebildet, hier natürlich wieder mit den obligaten flatternden Bändern1), mit
äusserst schlanken Kapitellen2), aber auch mit der bei Palmensäulen eigentlich un-
gehörigen Schwellung.3) Reste von den Originalen
dieser eben erwähnten Abbildungen haben sich bei
den PETRiE’schen Ausgrabungen im Palaste zu Tell-
Amarna gefunden, und wir können aus diesen aller-
dings nur geringen Ueberbleibseln4) einen Schluss
auf die Pracht der Ausführung dieser Säulen machen.
Die Fiedern der Palmenwedel waren mit grünen,
rothen und blauen Pasten incrustirt, der dazwischen
stehen gebliebene Kalkstein vielleicht vergoldet. Die
Reconstruction in Petrie’s Teil el Amarna, Taf. VI,
giebt davon ein schwaches Bild, das die Schönheit
der Linien und den Glanz des Materials dieser Säulen
ahnen lässt. Den eleganten Palmensäulen von Tell-
Amarna stehen jedoch wieder andere aus derselben
Zeit oder doch nur wenig später entgegen, welche wie-
derfastso gedrungen sind wie die des mittleren Reiches.
Es sind dies Säulen aus Soleb (Abb. 76) und Sesebi.5)
In der Spätzeit zeigt sich wieder durchweg der
schlanke Typus, der dieser Gattung mit Recht eine be-
vorzugte Stellung unter allen ägyptischen Säulen sichert.
Merkwürdig ist an diesen späten Säulen eine Erschei-
nung, welche man vielleicht auf die des öfteren schon
erwähnten flatternden Bänder aus der 18. Dynastie
zurückführen muss. Von dem Halsband hängt nämlich
eine aus drei Bandlagen gebildete Schleife herab
(Abb. 77), die dann auf noch späteren Beispielen zu
einem Kranze von languettenartig geordneten Bändern
wird (Abb. 78). An dieser letztgenannten Säule be-
obachten wir wieder die in der Spätzeit übliche Herab-
rückung der Halsbänder, wodurch dann über denselben
ein Teil des schuppigen Palmenstammes sichtbar wird.
Als neues Motiv tritt hier ferner noch die Anbringung
von Datteltrauben zwischen den Palmenwedeln auf.
Dass es in der Spätzeit auch nicht an unsinnigen Zu-
thaten bei Palmensäulen, wie z. B. Fussblätter über der
BasisG), fehlt, bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung.


J) L. D. III, 97 b. — 2) L. D. III, 103 u. 106 a. — 3) L. D.
III, 109. — 4) Auch im Berl. Museum No. 11996, 12003 u. s. w. —
6) L. D. I, 119. — c) In Edfu, nach Berl. Museum Ph. 137 u. 139.

Palmens'aule
aus Philae. Sp. Zt. Zeit des Augustus und
Tiberius; nach Berl. Museum, No. 7324.
Ausführl. Verzeichn. S. 22.

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