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Borchardt, Ludwig
Die Entstehung des Generalkatalogs und seine Entwicklung in den Jahren 1897 - 1899 — Berlin, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.31987#0009
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Vor Beginn der Drucklegung des vierten Bandes meiner ;; Statuen und Statuetten
von Königen und Privatleuten«, die nach Abfassungszeit und Nummern das erste Teil-
werk des großen Catalogue Général du Musée du Caire bilden, trat der Service des
Antiquités an mich, der ich vor nnnmehr vier Jahrzehnten den Anstoß zu diesem
Riesenwerke gegeben hatte, mit dem zuvorkommenden Ersuchen heran, für den
ganzen Catalogue Général eine gewissermaßen wissenschaftsgeschichtliche Einleitung
zu verfassen, in der ich seine Entstehungsgeschichte, die Geschichte seiner ersten
Jahre, seinen Zweck und seine Entwicklung darstellen sollte. Mit besonders freudigem
Danke nahm ich das Anerbieten an und will im folgenden versuchen, die Ent-
stehungsgeschichte des Catalogue Général nach meiner Erinnerung, der Berichts-
entwürfe und der so gut wie vollstândig mir noch zur Verfügung stehende Brief-
wechsel zwischen Adolf Erman und mir aus jenër Zeit zu Hilfe kommen, zu schildern.
Dabei muß ich um Entschuldigung bitten, daß, da die ersten Anfange der Geschichte
des Catalogue Général mit meiner eigenen eng verknüpft sind, ich auch diese
streifen muß.

Nach Beendigung meiner Sendung als Deutscher Beobachter und Berichterstatter
über die 1895/6 wegen der beabsichtigten Errichtung des Staudamms bei Assuan
von der Agyptischen Regierung unternommenen Ausgrabungen und Untersuchungen
auf der Insel Philae wollte ich im Winter 1896 nach Deutschland auf einen Posten
als Regierungsbaumeister zurückkehren. Die nur noch kurze Zeit vor meiner
beabsichtigten Abreise benutzte ich, in dem damals im Gise-Palast untergebrachten
Museum von Kairo die Dinge mir genauer anzusehen, die ich in den mir bereits
bekannten Sammlungen von Berlin, Paris, Leiden und London nicht so gut, noch
in solcher Auswahl gesehen hatte, d. h. die mir unendlich scheinende Fülle von
Statuen, besonders aus dem Alten Reich.

Dabei ahnte ich nicht, daß denen, die meine Beschâftigung in Kairo für nützlicher
ansahen als die Wiederaufnahme meiner amtlichen Bautätigkeit in Preußen, daß
denen gerade diese Museumsbeschâftigung eine Handhabe bieten sollte, mich vor-
läufig irgendwie in Ägypten so lange zu halten, bis die Plâne, mich dort als deutschen
wissenschafthchen Beamten verwenden zu können, ausfiihrbar geworden wâren.

Wenn ich diese Beschâftigung mit den Statuen des Museums im Auftrage der
âgyptischen Museumsverwaltung noch einige Zeit weiterführen durfte, so war ich
für diese Zeit in Kairo gesichert, und der âgyptischen Museumsverwaltung bei ihren
im großen Stile angelegten Inventarisierungsarbeiten eine Hilfe gegeben, der sie
sichtlich nur zu sehr bedurfte.
 
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