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EUGEN BRACHT ALS LEHRER
Es dürfte gegenwärtig- keine der größeren deutschen
Kunst-Ausstellungen in Erscheinung treten, ohne daß eine
Anzahl von Werken zu sehen ist, die Schüler Eugen Brachts
zu Urhebern haben. An den besten Plätzen sieht man diese
"Werke; als geehrte Gäste genießen sie die Ehren und Aus-
zeichnungen, die diese Ausstellungen zu vergeben haben.
Es sind auch nicht nur Werke von Künstlern, die in den
Anfangsjahren seiner beinahe ein Menschenalter umfassenden
Lehrtätigkeit des Meisters Unterweisung erhielten; von den
Schülern der letzten Jahre gilt schon das gleiche.
Wie ist ein solcher Erfolg zu Stande gekommen? —
Die Aufgaben, die ein Lehrer der Malerkunst seinen
Schülern gegenüber zu erfüllen hat, sind heute ganz andere
als in früheren Jahrhunderten, ja als noch in den Anfangs-
jahrzehnten des XIX. Jahrhunderts. Früher erzog sich der
Meister in dem Kreis seiner Schüler seine Helfer bei den
Arbeiten, die er in Auftrag hatte, denn nur in Ausnahme-
fällen unternahm er eine Arbeit, die nicht von irgend einer
Seite in Auftrag gegeben war. Die Kunst hatte ihren gesunden
Boden im Volke, das ihrer bedurfte. Demgemäß überlieferte
der Meister seinem Schüler, der bei ihm von der Picke auf
dienend erst Lehrling und dann sein Gehilfe im vollen Sinne
des Wortes wurde, man möchte beinahe sagen handwerklich,
alle Geheimnisse der Technik und der Komposition, die er
selbst wußte. Der Schüler war so im Stande, an den Werken
des Meisters zu schaffen, ohne daß ein wesentlicher Unter-
schied der künstlerischen Handschrift aufgefallen wäre. Er
bekam aber auch dadurch jene ungeheure Sicherheit in der
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EUGEN BRACHT ALS LEHRER
Es dürfte gegenwärtig- keine der größeren deutschen
Kunst-Ausstellungen in Erscheinung treten, ohne daß eine
Anzahl von Werken zu sehen ist, die Schüler Eugen Brachts
zu Urhebern haben. An den besten Plätzen sieht man diese
"Werke; als geehrte Gäste genießen sie die Ehren und Aus-
zeichnungen, die diese Ausstellungen zu vergeben haben.
Es sind auch nicht nur Werke von Künstlern, die in den
Anfangsjahren seiner beinahe ein Menschenalter umfassenden
Lehrtätigkeit des Meisters Unterweisung erhielten; von den
Schülern der letzten Jahre gilt schon das gleiche.
Wie ist ein solcher Erfolg zu Stande gekommen? —
Die Aufgaben, die ein Lehrer der Malerkunst seinen
Schülern gegenüber zu erfüllen hat, sind heute ganz andere
als in früheren Jahrhunderten, ja als noch in den Anfangs-
jahrzehnten des XIX. Jahrhunderts. Früher erzog sich der
Meister in dem Kreis seiner Schüler seine Helfer bei den
Arbeiten, die er in Auftrag hatte, denn nur in Ausnahme-
fällen unternahm er eine Arbeit, die nicht von irgend einer
Seite in Auftrag gegeben war. Die Kunst hatte ihren gesunden
Boden im Volke, das ihrer bedurfte. Demgemäß überlieferte
der Meister seinem Schüler, der bei ihm von der Picke auf
dienend erst Lehrling und dann sein Gehilfe im vollen Sinne
des Wortes wurde, man möchte beinahe sagen handwerklich,
alle Geheimnisse der Technik und der Komposition, die er
selbst wußte. Der Schüler war so im Stande, an den Werken
des Meisters zu schaffen, ohne daß ein wesentlicher Unter-
schied der künstlerischen Handschrift aufgefallen wäre. Er
bekam aber auch dadurch jene ungeheure Sicherheit in der
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