8 Einleitung
graphische Darstellungen, profangeschichtliche Werke u. a., über den Altar, sein
Material und seine sonstige Beschaffenheit, seine Weihe, seine Ausstattung und die
Einschließung von Reliquien berichten. Unter den biographischen Darstellungen
nimmt als Quelle zur Geschichte des Altares eine besonders wichtige Stellung der
Liber Pontificalis mit seinen Vitae der römischen Päpste der altchristlichen Zeit
ein". Es sind freilich immer nur vereinzelte Angaben, was wir in allen vorhin
genannten Schriften über den Altar erfahren, dieselben sind jedoch um so kost-
barer und schätzenswerter, als die sonstigen Quellen aus altchristlicher Zeit, schrift-
liche wie monumentale nur sehr dürftige Ausbeute liefern, ja zum Teil ganz ver-
sagen.
Mittelalterliche Schriftwerke, die uns mehr oder weniger reichen
Stoff zur Geschichte des Altares bieten, sind die Traktate der Liturgiker, die kano-
nistischen Kommentare der Kanonisten, die Heiligenleben und andere Vitae, die
zahlreichen Chroniken, die Notae dedicationis und sonstige den Altar betreffende
Dokumente.
Was die Liturgiker, angefangen von Hrabanus und Amalarius bis zu
Durandus und den liturgischen Schriftstellern des ausgehenden Mittelalters von dem
Altar sagen, ist auffallend gering25. Sie behandeln den Altar recht stiefmütterlich.
Für seine Geschichte bieten sie darum auch sehr wenig von Belang. Selbst die
verhältnismäßig weitläufigen Erörterungen, welche Sicardus von Cremona" und
Durandus" dem Altar widmen, sind zwar an mystischen Deutungen reich, enthalten
aber sachlich über den Altar nur wenig Bemerkenswertes.
Am eingehendsten behandeln die mittelalterlichen Liturgiker noch die Altar-
weihe, doch sind ihre Ausführungen meist nur längere oder kürzere Auszüge aus
dem einflußreichen anonymen Tractatusdededicationeecclesiae, einer
sehr weitschweifigen mystischen Auslegung des gallikanischen Kirch- und Altar-
weiheritus der Karolingerzeit28.
Auch die mittelalterlichen Kommentare der Liturgie, die wir
aus dem Osten besitzen, wie die wohl dem 8. Jahrhundert entstammende 'latoQta
IxxXtjoiaoTixy, die bereits im 9. Jahrhundert von Anastasius Bibliothekarius für
Karl den Kahlen in das Lateinische übersetzt wurde28, ihre beiden jüngeren Bear-
beitungen, die MvaxiKtj Gecoela30 und eine von Angelo Mai, ihrem ersten Heraus-
geber, irrig dem hl. Sophronius von Jerusalem (t 638) zugewiesene Erklärung
der Messe, die in Wirklichkeit erst dem 11.—12. Jahrhundert angehört*1, die
Traktate des Metropoliten Simeon von Saloniki (f 1429) De sacro templo
und De divino templo*2, das syrisch-nestorianische „Buch der Väter3*", die
24 Beste Ausgabe nebst eingehenden Kommen- angehörenden Pontifikale Heinrichs II. (Cod.
taren von L. Duchesne in zwei Bänden (Paris n. 53, f. 44 sq.) findet. Von dem ersten Her-
1886 und 1892). Die noch immer wertvolle Ans- ausgeber wurde er ohne genügenden Grund
' gäbe Bianchinis ist bei M. 127 und 128 abge- Remigius von Auxerre (f 908) zugeschrieben,
druckt. Die neueste von Mommsen begonnene Die neuerdings geäußerte Vermutung, der
ist noch nicht vollendet. Traktat sei ein Werk Ivos von Chartres (geb.
» Ober die mittelalterlichen Liturgiker vgl. um 1040)> widerlegt sich ohne weiteres durch
J. Braun, Die liturgische Gewandung 8 1. und die Tatsache, daß er uns bereits im Pontifikale
Handbuch der Liturgik von Thalhofer-Eisen- Heinrichs II. begegnet,
hofer (Freiburg 1912) 1091. *• Der griechische Text im Jahrbuch von
" Mitralis 1. 1, c. 3 (M. 213, 18).
Odessa IV 2 (1894) 1781., die lateinische Ober-
setzung des Anastasius in Revue de l'Orient
" Rationale divin. olfic. I. 1, c. 2. chretien X (1905) 309 f., 350 f,
28 Zuerst veröffentlicht von Martine in De " Mg. 98, 3831. Da die Schrift die Ankunft
antiquis ecclesiae ritibus 1. 2, c. 13 app. zu des Antichrists auf das Jahr 6500 = 992 nach
ordo 11; II, 276. Der Traktat entstammt dem Christus festsetzt, muß sie noch vor diesem
ihm zugrunde liegenden Ritus der Altar- und Termin geschrieben sein.
Kirchweihe nach zu urteilen der karolingi- ** Mg. 87, 3981 f.
sehen Zeit; jedenfalls ist er aber vor dem 11. " Mg. 155, 305 und 697.
Jahrhundert entstanden, da er sich bereits in " Dom Jean Parisot, Le Livre des Peres in
einem heute der Staatsbibliothek zu Bamberg La Science cath. 1890, 450.
graphische Darstellungen, profangeschichtliche Werke u. a., über den Altar, sein
Material und seine sonstige Beschaffenheit, seine Weihe, seine Ausstattung und die
Einschließung von Reliquien berichten. Unter den biographischen Darstellungen
nimmt als Quelle zur Geschichte des Altares eine besonders wichtige Stellung der
Liber Pontificalis mit seinen Vitae der römischen Päpste der altchristlichen Zeit
ein". Es sind freilich immer nur vereinzelte Angaben, was wir in allen vorhin
genannten Schriften über den Altar erfahren, dieselben sind jedoch um so kost-
barer und schätzenswerter, als die sonstigen Quellen aus altchristlicher Zeit, schrift-
liche wie monumentale nur sehr dürftige Ausbeute liefern, ja zum Teil ganz ver-
sagen.
Mittelalterliche Schriftwerke, die uns mehr oder weniger reichen
Stoff zur Geschichte des Altares bieten, sind die Traktate der Liturgiker, die kano-
nistischen Kommentare der Kanonisten, die Heiligenleben und andere Vitae, die
zahlreichen Chroniken, die Notae dedicationis und sonstige den Altar betreffende
Dokumente.
Was die Liturgiker, angefangen von Hrabanus und Amalarius bis zu
Durandus und den liturgischen Schriftstellern des ausgehenden Mittelalters von dem
Altar sagen, ist auffallend gering25. Sie behandeln den Altar recht stiefmütterlich.
Für seine Geschichte bieten sie darum auch sehr wenig von Belang. Selbst die
verhältnismäßig weitläufigen Erörterungen, welche Sicardus von Cremona" und
Durandus" dem Altar widmen, sind zwar an mystischen Deutungen reich, enthalten
aber sachlich über den Altar nur wenig Bemerkenswertes.
Am eingehendsten behandeln die mittelalterlichen Liturgiker noch die Altar-
weihe, doch sind ihre Ausführungen meist nur längere oder kürzere Auszüge aus
dem einflußreichen anonymen Tractatusdededicationeecclesiae, einer
sehr weitschweifigen mystischen Auslegung des gallikanischen Kirch- und Altar-
weiheritus der Karolingerzeit28.
Auch die mittelalterlichen Kommentare der Liturgie, die wir
aus dem Osten besitzen, wie die wohl dem 8. Jahrhundert entstammende 'latoQta
IxxXtjoiaoTixy, die bereits im 9. Jahrhundert von Anastasius Bibliothekarius für
Karl den Kahlen in das Lateinische übersetzt wurde28, ihre beiden jüngeren Bear-
beitungen, die MvaxiKtj Gecoela30 und eine von Angelo Mai, ihrem ersten Heraus-
geber, irrig dem hl. Sophronius von Jerusalem (t 638) zugewiesene Erklärung
der Messe, die in Wirklichkeit erst dem 11.—12. Jahrhundert angehört*1, die
Traktate des Metropoliten Simeon von Saloniki (f 1429) De sacro templo
und De divino templo*2, das syrisch-nestorianische „Buch der Väter3*", die
24 Beste Ausgabe nebst eingehenden Kommen- angehörenden Pontifikale Heinrichs II. (Cod.
taren von L. Duchesne in zwei Bänden (Paris n. 53, f. 44 sq.) findet. Von dem ersten Her-
1886 und 1892). Die noch immer wertvolle Ans- ausgeber wurde er ohne genügenden Grund
' gäbe Bianchinis ist bei M. 127 und 128 abge- Remigius von Auxerre (f 908) zugeschrieben,
druckt. Die neueste von Mommsen begonnene Die neuerdings geäußerte Vermutung, der
ist noch nicht vollendet. Traktat sei ein Werk Ivos von Chartres (geb.
» Ober die mittelalterlichen Liturgiker vgl. um 1040)> widerlegt sich ohne weiteres durch
J. Braun, Die liturgische Gewandung 8 1. und die Tatsache, daß er uns bereits im Pontifikale
Handbuch der Liturgik von Thalhofer-Eisen- Heinrichs II. begegnet,
hofer (Freiburg 1912) 1091. *• Der griechische Text im Jahrbuch von
" Mitralis 1. 1, c. 3 (M. 213, 18).
Odessa IV 2 (1894) 1781., die lateinische Ober-
setzung des Anastasius in Revue de l'Orient
" Rationale divin. olfic. I. 1, c. 2. chretien X (1905) 309 f., 350 f,
28 Zuerst veröffentlicht von Martine in De " Mg. 98, 3831. Da die Schrift die Ankunft
antiquis ecclesiae ritibus 1. 2, c. 13 app. zu des Antichrists auf das Jahr 6500 = 992 nach
ordo 11; II, 276. Der Traktat entstammt dem Christus festsetzt, muß sie noch vor diesem
ihm zugrunde liegenden Ritus der Altar- und Termin geschrieben sein.
Kirchweihe nach zu urteilen der karolingi- ** Mg. 87, 3981 f.
sehen Zeit; jedenfalls ist er aber vor dem 11. " Mg. 155, 305 und 697.
Jahrhundert entstanden, da er sich bereits in " Dom Jean Parisot, Le Livre des Peres in
einem heute der Staatsbibliothek zu Bamberg La Science cath. 1890, 450.