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Braun, Joseph
Der christliche Altar in seiner geschichtlichen Entwicklung (Band 2): Die Ausstattung des Altars, Antependien, Velen, Leuchterbank, Stufen, Ciborium und Baldachin, Retabel, Reliquien- und Sakramentsaltar, Altarschranken — München, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.2049#0675
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Zweites Kapitel. Die Beschaffenheit der Altarschranken 659

AUarschranken aus Holz gab, zumal diesseits der Alpen, sind nur mehr wenige
vorhanden, und selbst diese entstammen alle erst dem späteren Mittelalter. Uber-
gangsstil zeigen die Holz schranken, welche den Altarraum zu Compton (Surrey)
in England abschließen, aus dem Beginn des 14. Jahrhunderts datieren die hölzernen
Altarschranken in der Kirche zu Stanton-Harkourt (Oxford) und Sparsholt (Berks.)3.
Ein schönes Beispiel aus dem 15. Jahrhundert sind die Schranken, welche in
Si-Sauveur zu Brügge die Kapelle der Schusterzunft mit dem Altar der hll. Krispinus
und Krispinianus abschließen (Tafel 367); dem späten 15. Jahrhunderl entstammen
die mit figurenreicher Bekrönung versehenen Schranken des Presbyteriums der
St. Marienkirche zu Stendal. Reich geschnitzte Holzlettner aus dem späten 15. und
beginnenden 16. Jahrhundert, zum Teil hervorragende Arbeilen, haben sich zu
Lambader, St-Herbot und La Roche-Maurice (Finistere) sowie zu St-Avoye bei Auray,
St-Nicolas und Faouet (Morbihan) erhallen4. Ein schlichtes, niedriges Holzgilter
stellen die Schranken dar, welche den Mut!ergottesaltar in der Herrgotlskirche
zu Creglingen einfriedigen (Abb. S. 184). Spätgotische schön geschnitzte Holzschranken
aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts, die aus der Kapelle des Val-des-Ecoliers
zu Mons kommen, befinden sich im Museum des Parc du Cinquantenaire zu Brüssel.
Aus nachmittelalterlicher Zeit hat sich eine sehr große Menge hölzerner Altar-
schranken erhalten, zumal in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich, wo
beim Mangel feinerer Steinsorten Holz damals das gewöhnlichste Material zur
Herstellung der Altarschranken bildete.

Daß auch Stein schon in altchristlicher Zeit zu den Alt arschranken benutzt
wurde, zeigen beispielsweise die überbleibsei steinerner Altarschranken in S. de-
mente zu Rom, in S. Giovanni Evangelista, S. Vitale und S. Urso zu Ravenna,
in S. Marco zu Venedig, in St. Peter im Holz sowie die Schrankenresle, die in den
Ruinen der altchristlichen Basiliken Nordafrikas zutage gefördert wurden. Eine
sehr ausgedehnte Verwendung fand er bei denselben im Mittelalter, wie nicht bloß
die überaus zahlreichen Fragmente, sondern auch viele Schranken dieser Art, die
noch an ihrem ursprünglichen Platze stehen, bekunden. Hohe Steinschranken wie
die Lettner des späteren Mittelalters mußten begreiflicherweise in Mauerwerk auf-
geführt werden. Niedrige machte man gewöhnlich aus mehr oder weniger starken
Platten, die man zwischen Pfosten auf die hohe Kante stellte, doch wurden selbst
solche Schranken bisweilen in Mauerwerk ausgeführt, wie die interessanten Schran-
ken beweisen, welche den Altar der Krypta von S. Aspreno zu Neapel umschließen
(Tafel 364), Schöpfungen des 8. Jahrhunderts, wie es scheint.

In nachmittelalterlicher Zeit wurde besonders in Italien Stein zu den Altar-
schranken benutzt, was freilich bei dem Reichtum an Marmor, dessen man sich
dort erfreut, nicht verwundern kann. Nach der Instructio fabricae ecclesiae des
hl- Karl sollten die Altäre sogar mit hölzernen Schranken nur versehen werden,
wenn nach dem Urteil des Bischofs Schranken aus Eisen, aus Marmor oder aus
sonstigem Stein nicht beschafft werden könnten.

Von Metallen wurde in älterer Zeit vornehmlich Bronze zur Her-
stellung der Schranken verwendet, doch machte man gewöhnlich nur die zwischen
dem Pfostenwerk angebrachten, durchbrochen gearbeiteten Füllungen aus ihr5.
Bemerkenswerte Bronzeschranken aus dem dritten Viertel des 14. Jahrhunderts gibt
es in Or San Michele zu Florenz (Tafel 166). Sie bilden die Einfriedigung des Altar-
eiboriums Orcagnas und stellen ein aus zwei Reihen großer quadratischer Felder
zusammengesetztes Gitter dar, in dessen Ecken mit Säulchen besetzte Pfosten, die
einen Kandelaber tragen, eingeschaltet sind. Das Pfostenwerk der Schranken ist

ängehöreasoUen,kÖnnen,wieihregermgeHälie 'Die Historia mystica n. 8 (Revue de

«weist, keine Aliarsehraiikcn «i-wtäen sein. l'Orient ebrft. X [1905] 311) und die Mvouxij

iDo Beuse"s fiemcnis d'arch. ehret. (Aachen fatogta sprechen von xäyxcXla yalxä (caticelli

1BS;>) II, 252. aenei), mit denen das Hl. Grab zu Jerusalem

* Bullet, mon. XIII, 645. ausgestattet war.
 
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