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Braun, Joseph
Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst — Stuttgart: Metzler, 1943

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https://doi.org/10.11588/diglit.52614#0188
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Jakobus d. Ä.

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182. Jakobus d. Ä.
Giiftrow, Dom, Holzplaftik von Claus Berg, nach 1530.


tritt darin unter dem Einfluß der Pilgerfahrten
nach Santjago de Compoftela ein Wandel ein.
Statt in Apofteltracht, wird er nun mit Vor-
liebe in Pilgertracht wiedergegeben, in
Schuhen, engen Beinkleidern oder Gamafchen,
kurzem, halblangem oder langem, gegürtetem
Rock, Mantel oder Schultermäntelchen mit Mu-
fchel als Abzeichen und breitkrempigem oder
vorn aufgekremptem, hinten mit Nackenfchirm
verfehenem Pilgerhut mit Mufchel als Pilger-
zeichen (Abb. 182), und zwar erfcheint er ent-
weder mit allen diefen Beftandteilen oder nur
mit einzelnen. Die zahlreichen Darfleilungen
des Apoftels, die fleh aus dem fpäten 14., dem
15. und frühen 16. Jh. erhalten haben, bieten
dafür reichlichft Belege. Freilich begegnen uns
auch in diefer Zeit bisweilen noch Darftellungen,
auf denen er in der traditionellen Tracht er-
fcheint, doch weift er felbft auf diefen gerne
wenigftens einen ihn als Pilger kennzeichnenden
Pilgerhut auf. Auch in der nachmittelalterlichen
Zeit erfcheint der Apoftel nach wie vor noch oft
in Pilgertracht, wie z. B. bei einer Statue von
1730 in einer Friedhofkapelle zu Allersberg
(Inv. Bayern, Mittelfranken 3, S. 21), bei einer
Altarfigur aus dem frühen 18. Jh. zu Auerbach

in der Oberpfalz (Hoffmann, Altarbaukunft, Nr.
153), bei einer Statue von etwa 1700 zu Ober-
füßbach (Inv. Niederbayern 18, S. 120), bei
einer Altarfigur des 17. Jh. in der Wenzels-
kapelle zu Netolitz (Inv. Böhmen 38, S. 167),
bei einer Altarfigur von 1730 zu Bremen bei
Geifa (Inv. Sachjen-Weimar 4, S. 97) und noch
bei einer Statue von etwa 1785 zu Schrauden-
bach (Inv. Bayern, Unterfranken 17, S. 248).
Als Attribute eignen dem Apoftel Buch oder
Rolle, Schwert, Pilgerftab und M u -
f ch e 1, zu welch letzteren bisweilen noch als Er-
gänzung Pilgertafche, Pilgerflafche
und R o 1 e n k r a n z kommen. Buch und
Rolle find die älteften Attribute. Sie find dem
feit altchriftlicher Zeit beftehenden Brauch ent-
nommen und kennzeichnen den Heiligen als
Apoftel, als Künder des Evangeliums, das durch
Buch und Rolle verfinnbildet wird. Die Rolle
verfchwindet im 13. Jh. von den Darftellungen
des Apoftels. Das Buch behauptet fich die ganze
Folgezeit, nur im 15. und frühen 16. Jh. wird
es vorübergehend des öfteren durch ein anderes
Attribut verdrängt.
Das Schwert kennzeichnet ihn als Blut-
zeugen, der für Chriftus und das Evangelium
fein Leben hingab. Das frühefte mir bekannte
Beifpiel bietet die Figur am Dreikönigenfchrein
im Dom zu Köln (Falke, Taf. XIX), ein Beifpiel
von 1247 der Eleutheriusfchrein zuTournaifXzz-
nales archeolog. XIII, S. 120). Bildwerke des 14.
Jh., bei denen es uns begegnet, find eine Statuette
am Lettner in der Elilabethkirche zu Marburg
(Hamann! 1,219), eine Statuette vom ehern. Lett-
ner in der Marienkirche zu Bielefeld (Ebd. II,
171), eine Statuette an der Hochaltarmenfa des
Kölner Domes (Ebd. II, 230) und ein Wandge-
mälde aus der 2. H. 14. Jh. in der Lamberti-
kirche zu Düfleldorf (Inv. Rheinpr. III, S. 44),
In der Folgezeit begegnet es uns als Attribut
des Heiligen nur noch vereinzelt, wie bei einer
Statue von etwa 1450 zu Roxel (Inv. Weflf.,
Kr. Münfter-Land, Taf. 97), auf einem Glas-
gemälde von 1480 in der Nonnberger Stifts-
kirchezu Salzburg (Inv.Öflerreich VII, Taf. X)
und bei der Statue zu Tübingen (Abb. 183).
Ein frühes Beifpiel des Pilgerftabes
bietet die Statue an einem der Chorpfeiler des
Kölner Domes (Inv. Rheinpr. VI, 1, 3, S. 147),
ein etwas jüngeres eine Statuette im Grabower
Retabel von 1379 in der Hamburger Kunft-
halle (Inv. Mecklenburg-Schwerin 3, S. 187).
Seit dem 15. Jh. ift der Pilgerftab faft ftändiges
Attribut des Heiligen. Die Mufchel begeg-
net uns als Attribut des hl. J. fchon bei einer
Statue von etwa 1250 in der Vorhalle des
Domes zu Paderborn (Inv.Weßff., Paderborn,
Taf. 32) und zufammen mit dem Schwert auf
einem Gemälde von etwa 1275 in St. Urfula
zu Köln (Clemen, Got. Monumentalmai., S. 90),
alfo erheblich früher als der Pilgerftab. Bei-
 
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