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Braune, Wilhelm [Hrsg.]; Trübiger, Armin [Bearb.]
Das Venensystem des menschlichen Körpers: Die Venen der menschlichen Hand — Leipzig, 1873

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https://doi.org/10.11588/diglit.7481#0022
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IS

STROMUNGSYERSUCHE UND MESSUNGEN.

Es zeigte sich nun regelmässig, dass bei Zug am palmaris longus und der dadurch bewirkten
Anspannung der Fascia der Meniscus der Flüssigkeitssäule stieg und beim Nachlass wieder auf den
früheren Stand herabsank.

Es war dabei gleichgültig, ob die Hand eines männlichen muskelstarken Cadavers, oder die eines
abgemagerten Individuums benutzt ward.

Dasselbe Resultat ergaben die Controllversuche mit einer starken Pravaz'schen Nadel, an die ein
nur kurzes Glasröhrchen befestigt war, um auch bei schwachem Drucke und minimalen Flüssigkeiten zu
operiren. Bei Zug am palmaris longus hörte die Flüssigkeit auf unter die jascia palmaris einzutreten,
während beim Nachlass des Zuges sofort der Meniscus stetig, wenn auch langsam, sank. Die Nadel wurde
in eine unverletzte Hand eingestochen und die Spitze in der Mitte der Hohlhand unter die Jascia pal-
maris geführt.

Daraus erklärt sich zur Genüge die Schwäche der den oberflächlichen Hohlhandbogen begleitenden
Venen. Ganz abgesehen von jedem äusseren Druck presst schon jede Anspannung der Fascia an sich
das Blut aus denselben aus und zwar durch die oben beschriebenen zwei Abzugswege, sowohl nach den
Zwischenknöchelvenen zum Bücken der Hand hin, wie durch die tiefen Ulnarvenen über dem ligamentum
carpi volare proprium zur Beugeseite des Vorderarms.

Ebenso lässt sich die Anlage der Venen am Bücken der Finger und der pinselförmig zusammen-
tretenden Metacarpalvenen in den Zwischenknöchelvenen verstehen. Man kann an jeder lebenden Hand
beobachten, wie bei der Biegung der Finger und Faustbildung der Hand die Haut der Rückenfläche
so angespannt wird, dass sie auf den Phalangealgelenken und Handknöcheln das Blut aus den Gefässen
auspresst. Die Venen platten sich dabei ab und entleeren ihr Blut nach aufwärts in der Richtung der
Klappen, während sie beim Kachlass der Bewegung sich von unten her wieder anfüllen und strotzend
werden.

Die eigentlichen Sammelstellen liegen in den Zwischenknöchelgruben. Hier wird
durch die Fascienzüge. welche quer an den Fingerwurzeln an der Grenze der Volarseite hin ziehen und
einen Schwimmhaut ähnlichen Hautvorsprung bedingen (Bandelette transversale souscutanee, Bourgery),
ein Saugapparat gebildet , der bei jeder Spreizung der Finger in Thätigkeit tritt. Die Haut wird ange-
spannt und durch die daran liegende Fascie so abgehoben, dass der darunter befindliche Raum, wie jedes
Fascienpräparat lehrt, beträchtlich vergrössert wird und somit saugend einwirken muss. Durch mehrere
Versuche wurde die Richtigkeit dieser Annahme erwiesen. Es zeigte sich nämlich an Händen, die von
den Arterien aus bis in die Venen hinüber mit blauer Leimma.sse injicirt worden waren, dass die noch
flüssige Masse durch Spreizen und abwechselndes Beugen und Strecken der Finger sich vorwärts bewegen
hess. Beim Ausspreizen der gestreckten Finger füllten sich die Zwischenknöchelvenen, und zwar nicht nur
von den Fingern aus, sondern auch von der palma her. Wurden die Finger stark gebeugt und zur
Faust zusammengelegt, so wurde der Rest aus den Dorsalvenen der Finger ausgepresst.

Durch Versuche mit Serumströmungen wurden in den einzelnen Venengebieten die Klappen und
ihre Richtung controllirt. Die Serumströmungen von der arteria. radialis und ulnaris aus nach den Venen
hinüber gaben dasselbe Resultat , welches schon Hüter bei seinen arteriellen Transfusionen beobachtete.
Setzt man in die ulnaris ein, so treten zuerst sämmtüche Fingervenen an der Dorsalfläche in ihren Formen
deutlich hervor, und erst später schwellen die Venen am Handrücken an, während beim Einsetzen in die
radialis, wo der tiefe Arterienbogen vorzugsweise gefüllt wird, hauptsächlich die Venen des Handrückens
und Vorderarms anschwellen und an dem Rücken der Finger die Venenstämme weniger und erst alhnähg
hervortreten.
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