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Braus, Hermann
Anatomie des Menschen: ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte (Band 2): Eingeweide (Einschliesslich periphere Leitungsbahnen, I. Teil) — Berlin, Heidelberg, 1924

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https://doi.org/10.11588/diglit.15150#0558
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Rote Blutkörperchen.

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bleiben oftmals letztere für kurze Zeit hängen, werden aber dann kraft ihrer

Plastizität unter der vis a tergo des nachdrängenden Blutes passiv durch

die enge Lichtung durchgezwängt.

Die Form der Blutkörperchen außerhalb des Körpers („Blutpräparat") war
zuerst bekannt und ist immer noch, obgleich sie nicht die natürliche ist, von Wichtig-
keit, weil sie für einen entnommenen Blutstropfen charakteristisch ist. Sie dient
mittelbar dazu zu bestimmen, ob das Blut normal ist oder nicht. Unter besonderen
Kautelen kann man die Napf form der Erythrozyten auch im Blutpräparat erhalten
(Abb. 265).

Werden die Blutkörperchen im Blutpräparat besonders geschädigt, z. B. durch
Verdunstung des Blutplasma oder durch Zusätze, welche die osmotischen Aus-
tauschprozesse zwischen dem Inhalt der Blutkörperchen und dem Plasma beein-
flussen, so nehmen sie Stechapfelf orm an, d. h. durch Schrumpfung zieht sich
die Binde zwischen stehenbleibenden Höckerchen der Oberfläche zurück. Der
Gegensatz dazu sind in gewisser Hinsicht die Botschaften; bei ihnen ist der
einzelne Erythrozyt gequollen, gleichzeitig ist sein Farbstoff ausgelaugt, so daß
er oft nur schwer auffindbar ist.

Bei Nichtsäugern sind die Erythrozyten oval. Nur die Tylopodidae (Kamel, Lama)
unter den Säugern haben ovale Blutkörperchen, aber ohne Kern, während die ovalen

Abb. 2G4. Kote Blutkörperchen im strömenden Blut des Menschen fixiert.
Kleines Gefäß der Luftröhre eines Hingerichteten.

Erythrozyten der Nichtsäuger sämtlich Kerne haben. Unter den Nichtsäugern
haben die Petromyzonten (Neunauge) runde Erythrozyten; dies ist die einzige
Ausnahme. Für forensische Fälle kann die Feststellung der Form sehr wichtig sein.

Die Größe aller Erythrozyten ist nahezu gleich; die Scheiben messen im Größe
Durchmesser 7,5 ju (Normozyten; 75°/0 aller Erythrozyten). Nur an wenigen
Exemplaren (25%) schwankt die Größe um j+ L5—2 fj, (die größeren werden
Megalo-, die kleineren Mikrozyten genannt; sie finden sich etwa zu gleichen
Teilen). Der Gerichtsarzt kann daher an Blut, dessen rote Blutkörperchen
so weit unverändert sind, daß sie gemessen werden können, bestimmen, ob
menschliches Blut vorliegt oder nicht. Tierisches Blut hat meist ganz andere
Größen der Erythrozyten; von den forensisch hauptsächlich in Betracht
kommenden Haus- und Schlachttieren steht nur der Hund mit 7,3 ju Durch-
messer (und das Meerschweinchen mit 7,4 ju) dem Menschen nahe. Redet
sich ein Verbrecher nicht gerade darauf binaus, daß er einen Hund ge-
schlachtet habe, so ist der Nachweis von Menschenblut mikroskopisch exakt
zu erbringen; wenn beispielsweise ein feiner Blutspritzer auf einer Glasscheibe
aufgefangen ist, so kann er unter dem Mikroskop direkt untersucht werden,
in anderen Fällen muß eine dünne Blutschicht von einem Messer oder einem
anderen Gegenstand abgelöst und dann geprüft werden. Blut im dünnen Aus-
strich trocknet so schnell, daß die Erythrozyten ihre Scheibenform behalten.
 
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