Z54 Kürzere Anzeigen.
schäft ihres Geschlechts, und in ihren Empfindun-
gen sowohl, als in der Art sie auszudrücken, herrscht
statt weiblicher Zartheit und Schüchternheit nicht
bloß ein männliches Wesen, sondern, wir wissen
es picht anders auszudrücken, sogar eine gewisse
Mannhaftigkeit. Wir übergehen die häufigen Vor-
würfe, die sie den Männern wegen ihrer Entartung
macht, als poetische Blümchen, ob sie gleich mehr
ein soldatisches als ein dichterisches Gepräge haben.
In der Vorrede erzählt Madam Müller ihren Lesern,
auf welchem Wege sie zur Poesie gelangt ist. Sie
mußte schon im sechsten Jahr die Stelle eines Kin-
dermädchens bey ihren kleinen Geschwistern versehen,
und schon damals behorchten ihre Aeltern sie oft,
wie sie an der Wiege kindische lächerliche Reime in
eigenen Melodien sang. Auch lernte sie, die Wie-
genschnur in der Hand, mit den Kostgängern ihres
Vaters spielend Latein, und fand zu ihrer großen
Freude in Kirschs Lexicon Nahmen und Notizen von
griechischen Gottheiten Md Tempeln. Unsere Leser-
mögen aus den bisherigen Proben urtheilen, ob Ma-
dam Müller die Gabe, »kindische, lächerliche Verse
in eigenen Melodien zu singen« in ihrem jetzigen
reifen Alter verloren hat. Zum Beschluß sey es
uns erlaubt, gewissen Dichtern und Dichterinnen,
die uns mit verbesserten Ausgaben ihrer Werke be-
schenken , eine kleine Fabel zu erzählen:
schäft ihres Geschlechts, und in ihren Empfindun-
gen sowohl, als in der Art sie auszudrücken, herrscht
statt weiblicher Zartheit und Schüchternheit nicht
bloß ein männliches Wesen, sondern, wir wissen
es picht anders auszudrücken, sogar eine gewisse
Mannhaftigkeit. Wir übergehen die häufigen Vor-
würfe, die sie den Männern wegen ihrer Entartung
macht, als poetische Blümchen, ob sie gleich mehr
ein soldatisches als ein dichterisches Gepräge haben.
In der Vorrede erzählt Madam Müller ihren Lesern,
auf welchem Wege sie zur Poesie gelangt ist. Sie
mußte schon im sechsten Jahr die Stelle eines Kin-
dermädchens bey ihren kleinen Geschwistern versehen,
und schon damals behorchten ihre Aeltern sie oft,
wie sie an der Wiege kindische lächerliche Reime in
eigenen Melodien sang. Auch lernte sie, die Wie-
genschnur in der Hand, mit den Kostgängern ihres
Vaters spielend Latein, und fand zu ihrer großen
Freude in Kirschs Lexicon Nahmen und Notizen von
griechischen Gottheiten Md Tempeln. Unsere Leser-
mögen aus den bisherigen Proben urtheilen, ob Ma-
dam Müller die Gabe, »kindische, lächerliche Verse
in eigenen Melodien zu singen« in ihrem jetzigen
reifen Alter verloren hat. Zum Beschluß sey es
uns erlaubt, gewissen Dichtern und Dichterinnen,
die uns mit verbesserten Ausgaben ihrer Werke be-
schenken , eine kleine Fabel zu erzählen: