4v Müllers Vorlesungen
unmittelbaren Gegenwart, den Zeitläuften und der
nächsten Umgebung entspringend, sogleich wieder er-
sprießlich zurückfloß in Vas Herz der gleichgesinnten
Mitbürger und der frommen, genügsamen, kunst-
beflissenen Nation.« Auffassung, Festhaltung,
Darstellung seiner Zeit und Umgebungen ist aller-
dings, wir möchten sagen, ein wahres dichterisches
Abzeichen, und in die Mitwelt einwirken, als leh-
render und warnender Dichter der schönste Zweig im
Dichterkcanze. Aber Darstellung derWirklich-
keit ist, wie wir leider! alle Messen zu bemerken
Gelegenheit haben, nicht auch wahre, lebendige,
die Phantasie ergreifende Darstellung, noch die Her-
vorbringung einer moralischen Wirkung, oder die.
Offenbarung eines wohlmeinenden Herzens ein Be-
weis dichterischer Vortrefflichkeit. Irren wir nicht,
so unterscheidet man auch bey Hans Sachs die Ach-
tung, die ihm als Dichter gebühret, nicht genug
von der, die er, als Verkündiger ferner Zeit, als
Mahler ihrer Sitten und als Spiegel einer hinter
unö liegenden Welt, fodern darf, so hat auch unjer
Kunstrichter dem Eindrücke, den dec letztere auf
ihn machte, zu viel Einfluß auf die Schätzung des
erster» gestattet. »Wohl stehen," um des Beur-
theilers eigene Worte zu brauchen, »die Weltge-
schichten, die sich gerade, als Hans Sachs sang,
durch die Entdeckung der beyden Indien, durch die
Bibeiüberse^ung und die Verbreitung griechischer
unmittelbaren Gegenwart, den Zeitläuften und der
nächsten Umgebung entspringend, sogleich wieder er-
sprießlich zurückfloß in Vas Herz der gleichgesinnten
Mitbürger und der frommen, genügsamen, kunst-
beflissenen Nation.« Auffassung, Festhaltung,
Darstellung seiner Zeit und Umgebungen ist aller-
dings, wir möchten sagen, ein wahres dichterisches
Abzeichen, und in die Mitwelt einwirken, als leh-
render und warnender Dichter der schönste Zweig im
Dichterkcanze. Aber Darstellung derWirklich-
keit ist, wie wir leider! alle Messen zu bemerken
Gelegenheit haben, nicht auch wahre, lebendige,
die Phantasie ergreifende Darstellung, noch die Her-
vorbringung einer moralischen Wirkung, oder die.
Offenbarung eines wohlmeinenden Herzens ein Be-
weis dichterischer Vortrefflichkeit. Irren wir nicht,
so unterscheidet man auch bey Hans Sachs die Ach-
tung, die ihm als Dichter gebühret, nicht genug
von der, die er, als Verkündiger ferner Zeit, als
Mahler ihrer Sitten und als Spiegel einer hinter
unö liegenden Welt, fodern darf, so hat auch unjer
Kunstrichter dem Eindrücke, den dec letztere auf
ihn machte, zu viel Einfluß auf die Schätzung des
erster» gestattet. »Wohl stehen," um des Beur-
theilers eigene Worte zu brauchen, »die Weltge-
schichten, die sich gerade, als Hans Sachs sang,
durch die Entdeckung der beyden Indien, durch die
Bibeiüberse^ung und die Verbreitung griechischer