Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthalle Bremen [Mitarb.]; Ausstellung Zwölf Jahre Wiederaufbau <1957 - 1958, Bremen> [Mitarb.]
Von Dürer bis Picasso - Meistergraphik: zweiter Teil der Ausstellung Zwölf Jahre Wiederaufbau : Kunsthalle Bremen 8. Juni bis 3. August 1958 — Bremen: Kunsthalle Bremen, 1958

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.56270#0006
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
die Konkurrenz und die Preise sind inzwischen so stark angewachsen, daß
ein kleines, höchst unzureichend dotiertes Museum wie die Bremer Kunst-
halle nur in seltenen Fällen bei den wirklichen Spitzenblättern gegenüber
den ausländischen oder überseeischen Aufträgen mithalten kann. In aller
Welt werden heute den in der letzten Generation gegründeten Bilder-
museen Kupferstichkabinette neu angegliedert, die mit kräftigen Ankaufs-
fonds ausgestattet sind. Uns ist leider bisher immer noch nicht gelungen,
eine längst fällige spezielle Wiedergutmachungshilfe für das Kupferstich-
kabinett von der öffentlichen Hand zu erlangen. Und auch unsere privaten
Stifter sehen es im allgemeinen lieber, wenn ihre Zuwendungen für die
Gemäldesammlung verwandt werden. Das ist psychologisch durchaus ver-
ständlich. Die gleichsam kammermusikalische Kunst des Stichs oder der
Radierung, des Holzschnitts oder der Lithographie wird oft als „kleine
Münze" angesehen. Das scheinen außerdem Dinge zu sein, die ein Leben
im Verborgenen führen und dem berechtigten modernen Anspruch auf
weitgehende und weitwirkende Öffentlichkeit einer modernen Kunst-
Sammlung eigentlich zuwiderlaufen. Wer aber einmal an den Arbeits-
kreisen im Kupferstichkabinett teilgenommen hat, die wir seit den Tagen
Gustav Paulis — also bereits in der dritten Generation — für jedermann
bei weitem Widerhall veranstalten, der wird die Bedeutung der Druck-
graphik für eine Volkserziehung zum künstlerischen Sehen erst richtig
einschätzen. Außerdem erweist der große öffentliche Erfolg umfangreicher,
reiner Graphik=Ausstellungen, wie die Kunsthalle sie inzwischen seit
langen Jahren veranstaltet, daß unser Publikum längst seine ursprüngliche
Scheu gegenüber solchen recht anspruchsvollen künstlerischen Darbietun-
gen gänzlich verloren hat. Es sei an die Werk=Ausstellungen Munch,
Braque, Nolde, Picasso, Kirchner, Kollwitz oder Kokoschka erinnert, an die
Ausstellungen Geschichte der Lithographie, Meistergraphik aus fünf Jahr-
hunderten oder das illustrierte Buch, und schließlich an die großen „ge-
mischten" Ausstellungen Liebermann, Slevogt, Beckmann, Lehmbruck,
Kirchner oder Corinth, in denen die Druckgraphik zu Recht einen wesent-
liehen Anteil an dem gezeigten Werk hatte. — So werden es unsere Freunde
verstehen, daß wir uns — allen materiellen Widerständen zum Trotz —
bemüht haben und weiter bemühen werden, die gröbsten Lücken im
Kupferstichkabinett auch unter finanziellen Opfern zu schließen; denn es
lohnt sich schon, dieser Sammlung von über 200 000 Blatt, die also auch
heute noch zu den großen Kabinetten der Welt zählt, nach und nach etwas
von ihrem alten Glanz wiederzuverleihen. Ohne die „Lichter", die wir
diesem „Reichtum in die Breite" langsam wieder aufsetzen können, würde
das Ganze ein unproportionierter Torso bleiben.
Seit 1945 hat die Kunsthalle außer rund 2500 Handzeichnungen rund
3000 Blatt Druckgraphik und 169 mit Originalgraphik illustrierte Bücher

4
 
Annotationen