Ausläncliselie Kunst.
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Ankömmlinge von Ost uncl AVest zu jenem sonderbaren Altarkreuze ver-
eint, das jetzt auf dem Altare von Ajiu Pawlu steht, Dieses Altarkreuz
(ohne Fuss 71, mit Fuss 88 Centimeter hocli) hesteht aus einem hölzernen
Kerne und ist mit Silher üherzogen. Es ist im Mittelfelde, an den Kreuz-
armen und in den Endmedaillons der Kreuzarme mit Miniaturhildern,
jederseits zehn Scenen und einigen Heiligenbildern, geschmückt. Die
Bilder sind den Kirchenfesten gewidmet x, mit Deckfarhen gemalt, hahen
Goldgrund und sind von Krystall- oder Glasplättchen hedeckt. Fihgran,
Perlen und Edelsteine umrakmen die Bildfelder, kleine weisse Glasperlen
umziehen die Heiligenscheine und sind auf dem Goldgrunde, zusammen
mit grünen und rothen Glaströpfchen, zu Sternchen oder Kreuzchen ge-
ordnet. Die Beischriften 1 2 sind lateinisch, manchmal mit itaKenischem
Anfluge, was auf ahendländische, italienische Herkunft schhessen lässt.
Der Fuss dagegen ist eine morgenländische Arbeit. Er hestelit aus
Messinghronze. Jagdscenen und Sonnen zwischen Männern, tlieilweise
mit Silher ausgelegt, sind auf ihm dargestellt, und Blattranken hilden
den Grund. Derartige Uehertragungen fremder Kunst waren selten und
sind ohne Folgen für die einlieimische Kunstentwickelung gehlieben. 3
1 Auf cler einen Seite: Verkiindigung, Geburt, Anbetung der Magier (sie liaben
grosse Kronen, sincl versehiedenen Alters), Darbringung, Taufe (Christus mit grieclii-
scher Segensgeberde, links zwei Engel, rechts Täufer, ohne Taube und personiflcirten
Jordan), Verklärung, Erweckung des Lazarus, Pahntragung, Geisselung, und als
Mittelbild die Kreuzigung (Augen geschlossen, Füsse übereinander genagelt mit einem
Nagel, oben Sonne und Mond, unten Maria und Johannes). Auf der anderen Seite:
Kreuzabnahme, Beweinung, Prauen am Grabe, Auferstehung, Christus erscheint
den beiden Frauen, Thomas- Scene, Himmelfahrt, Pfmgsten, Tod der Maria, und
als Mittelbild das Jtingste Gericht (Christus in einer Mandorla, getragen von zwei
Engeln mit Kreuz und Rohr; unten zwei Sarkophage mit je drei auferstehenden Men-
schen, und zu Seiten wiederum zwei Engel, deren einer in das Iiorn stösst, während
der andere den Himmel aufrollt).
2 Z. B. annunciacio, nativitas dni, molumento (steht am Grabe Christi, zu dem
die Frauen kommen), asensio dni, in die judici, S. Elena.
3 Ein zweites Werk jener abendländischen Miniaturmalerei, in gleicher Weise
verziert (wieder unter Krystah oder Glas, auf Goldgrund, mit geperlten IJeiligen-
scheinen, Filigran und Edelsteinen, lateinischen Beischriften) ist in Chilandari. Hier
sind die Miniaturen über dem Patriarchenstuhl zu zwei Tafeln (2iy2 zu 28V2 Centimeter)
vereinigt. Die eine enthält folgende zwölf Bilder: Verkiindigung, Geburt, Anbetung
(die Magier wieder mit Kronen), Darbringung, Taufe, Erweckung des Lazarus, Verklä-
rung, Palmtragung, Abendmahl, Fusswaschung, Verrath, Christus vor Herodes. Die
andere Tafel enthält: Verspottung, Geisselung, Kreuzaufrichtung, Kreuzigung, Kreuz-
abnahme, Frauen am Grabe, Auferstehung, Christus erscheint den Frauen, Thomas-
Scene, Himmelfahrt, Pfingsten, Christus erscheint sechs Jüngern und legt dem
Vordersten die Hand auf den Kopf. — Als drittes AVerk derselben Schule, ausserhalb
des Athos befindlich, wird der Hausaltar des Königs Andreas III. von Ungarn (1290
—1301) in Bern anzusehen sein; er ist abgebildet und besprochen von Schneider in
der „Zeitschrift fiir christliche Kunst“, 1. Jahrgang, S. 89 fg.
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Ankömmlinge von Ost uncl AVest zu jenem sonderbaren Altarkreuze ver-
eint, das jetzt auf dem Altare von Ajiu Pawlu steht, Dieses Altarkreuz
(ohne Fuss 71, mit Fuss 88 Centimeter hocli) hesteht aus einem hölzernen
Kerne und ist mit Silher üherzogen. Es ist im Mittelfelde, an den Kreuz-
armen und in den Endmedaillons der Kreuzarme mit Miniaturhildern,
jederseits zehn Scenen und einigen Heiligenbildern, geschmückt. Die
Bilder sind den Kirchenfesten gewidmet x, mit Deckfarhen gemalt, hahen
Goldgrund und sind von Krystall- oder Glasplättchen hedeckt. Fihgran,
Perlen und Edelsteine umrakmen die Bildfelder, kleine weisse Glasperlen
umziehen die Heiligenscheine und sind auf dem Goldgrunde, zusammen
mit grünen und rothen Glaströpfchen, zu Sternchen oder Kreuzchen ge-
ordnet. Die Beischriften 1 2 sind lateinisch, manchmal mit itaKenischem
Anfluge, was auf ahendländische, italienische Herkunft schhessen lässt.
Der Fuss dagegen ist eine morgenländische Arbeit. Er hestelit aus
Messinghronze. Jagdscenen und Sonnen zwischen Männern, tlieilweise
mit Silher ausgelegt, sind auf ihm dargestellt, und Blattranken hilden
den Grund. Derartige Uehertragungen fremder Kunst waren selten und
sind ohne Folgen für die einlieimische Kunstentwickelung gehlieben. 3
1 Auf cler einen Seite: Verkiindigung, Geburt, Anbetung der Magier (sie liaben
grosse Kronen, sincl versehiedenen Alters), Darbringung, Taufe (Christus mit grieclii-
scher Segensgeberde, links zwei Engel, rechts Täufer, ohne Taube und personiflcirten
Jordan), Verklärung, Erweckung des Lazarus, Pahntragung, Geisselung, und als
Mittelbild die Kreuzigung (Augen geschlossen, Füsse übereinander genagelt mit einem
Nagel, oben Sonne und Mond, unten Maria und Johannes). Auf der anderen Seite:
Kreuzabnahme, Beweinung, Prauen am Grabe, Auferstehung, Christus erscheint
den beiden Frauen, Thomas- Scene, Himmelfahrt, Pfmgsten, Tod der Maria, und
als Mittelbild das Jtingste Gericht (Christus in einer Mandorla, getragen von zwei
Engeln mit Kreuz und Rohr; unten zwei Sarkophage mit je drei auferstehenden Men-
schen, und zu Seiten wiederum zwei Engel, deren einer in das Iiorn stösst, während
der andere den Himmel aufrollt).
2 Z. B. annunciacio, nativitas dni, molumento (steht am Grabe Christi, zu dem
die Frauen kommen), asensio dni, in die judici, S. Elena.
3 Ein zweites Werk jener abendländischen Miniaturmalerei, in gleicher Weise
verziert (wieder unter Krystah oder Glas, auf Goldgrund, mit geperlten IJeiligen-
scheinen, Filigran und Edelsteinen, lateinischen Beischriften) ist in Chilandari. Hier
sind die Miniaturen über dem Patriarchenstuhl zu zwei Tafeln (2iy2 zu 28V2 Centimeter)
vereinigt. Die eine enthält folgende zwölf Bilder: Verkiindigung, Geburt, Anbetung
(die Magier wieder mit Kronen), Darbringung, Taufe, Erweckung des Lazarus, Verklä-
rung, Palmtragung, Abendmahl, Fusswaschung, Verrath, Christus vor Herodes. Die
andere Tafel enthält: Verspottung, Geisselung, Kreuzaufrichtung, Kreuzigung, Kreuz-
abnahme, Frauen am Grabe, Auferstehung, Christus erscheint den Frauen, Thomas-
Scene, Himmelfahrt, Pfingsten, Christus erscheint sechs Jüngern und legt dem
Vordersten die Hand auf den Kopf. — Als drittes AVerk derselben Schule, ausserhalb
des Athos befindlich, wird der Hausaltar des Königs Andreas III. von Ungarn (1290
—1301) in Bern anzusehen sein; er ist abgebildet und besprochen von Schneider in
der „Zeitschrift fiir christliche Kunst“, 1. Jahrgang, S. 89 fg.