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ZWEITER ABSCHNITT.

Die Kirchenmalereien.

1. Uebersicht der erhaltenen Malereien.

Kein anclerer Theil des Kirclienschmuckes ist seiner künstlerischen
Wirkung nach cleni malerischen Gesammtschmucke der Kirche vergleich-
har. Wandma]ereien schaffen der Kirche ein Schmuckgewand, das vom
Eingange der Vorlialle his zum Altarraume hin, von den Chorstiihlen his
zu den Gewölhen und der Kuppel hinauf ausnahmslos Alles verschönt,
in sinnigster Weise clen ganzen Raum mit Scenen und Figuren helebt;
und Tafelbilder fiigen sich cliesem Schmucke noch an. Wer byzantinische
Länder kennt, wircl heistimmen: in cler Malerei hegt der Hauptschmuck
der hyzantinischen Kirche. Durch Farhenpracht, Mannichfaltigkeit uncl
Allgegenwart zieht er die Aufmerksamkeit unweigerhch auf sich, und
durch seinen Inhalt vermag er clen Beschauer clauernd zu fesseln. In
clen Malereien kann uncl soll man die Kunstsprache cler Byzantiner
belauschen.

Glücklicherweise hergen clie Athos-Kirchen noch eine anselmliche
Summe von Malereien, welche iiher clie Kunst alter Zeiten Aufldärung
geben. Wenig versprechend klang allerdings clie Nachricht 1, clie älte-
sten sicher datirten Malereien auf dem Athos stammten erst aus dem
16. Jahrhundert; die Westkiiste weise Malereien aus clieser Zeit, che
Ostküste meistens Werke aus noch späterer Zeit, aus clen jiingsten zwei
Jahrhunderten, auf. Danacli war fast zu vermuthen, dass liier von alter
Malerei nur mehr Reste unhestimmten Alters vorhanden wären, welche die
Kenntniss byzantinischer Wandmalerei nicht wesentlich fördern könnten.
Wer mit so niedrig gestellten Erwartungen clie Athos-Kirchen durch-
wandert, steht jedoch vor mancher angenehmen Ueherrascliung.

1 Ducliesne et Bayet, „Memoire sur une mission au Mont Athos“ (1876), S. 301 fg.
 
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