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14. Jahrhundert.

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Nur fiir die Zeit vor dem Jahre 1300 darf man von den dortigen
Wandmalereien keine Aufklärüng erwarten. Einzelne Tafelbilder, die
ältesten liochverehrten Panagien, reichen noch weiter zurück, verhelfen
aher, solange das Jahrhundert ilirer Entsteliung nicht feststeht, zu keinern
gesicherten kunstgeschichtlichen Ergehnisse. Festen Boden betritt die
Forschung, soweit ihr nicht ältere Miniaturen helfen, erst diesseit jener
Zeitgrenze: aus den folgenden drei Jahrhunderten, von 1300 his 1G00,
stehen ilir werthvolle Cyklen von Kirchenmalereien zur Yerfügung.

Die ältesten erhaltenen Wandmalereien auf dem Athos sind die Cyklen
in jenen drei Kirclien, welclie den höchsten hegründeten Altersanspruch
erhehen: in der Klosterkirche zu Watopädi, dem Protaton zu Karyäs und
der Nikolauskapelle zu Lawra. Sie sind sämmtlich im vierzehnten
Jahrhundert entstanden, falls nicht der Cyklus irn Protaton noch um
einige Jahre älter ist. 1

Bei zweien dieser Cyklen ist allerdings die kunstgeschichtliche Ver-
werthung mit Scliwierigkeiten verhunden. Die Fresken zu Watopädi
vom Jahre 1312 sind mit neuen Malereien durclisetzt. Diejenigen im
Protaton, deren Entstehungszeit zwischen den Jaliren 1282 und 1328 liegt,
sind nur unvollständig zu erkennen, weil ein dunkler Schleier, wol die
Wirkung jahrhundertelang dampfenden Weihrauchs oder auch der Feucli-
tigkeit, auf ihnen liegt. 2 Von heiden Mängeln ist aher der dritte Cyklus
frei; hesonders gern venveilt man bei ihm, in der Nikolauskapelle zu
Lawra. 3 Bein und klar liegen seine Bilder, seitdem sie gereinigt und
aufgefrischt worden sind, vor den Augen des Beschauers. Sie stammen
aus dem Jahre 1360 und sind von hohem innerem Werthe. Keines ist
leichthin gemalt, jedes vielmehr mit wahrer Vertiefung in den Gegenstand
entworfen und ausgefülirt. Bei der Geburt Christi kniet Maria demtithig
vor ilrrem göttlichen Kinde. Das Verldärungsbild lässt die heiden Ilei-
ligen des Alten Testamentes auf von Engeln getragenen Wolken heran-
schwehen und zeigt in ihrer Mitte üher Christus die erscheinende Hand
Gottes. Die Ivreuzigung steilt dar, wie dem Heiland die Seitenwunde hei-
gebracht wird und den Schächern die Beine zerschlagen werden. Das
Auferstehungshild vergegenwärtigt neben der Freude der Erlösten auch
das Gegensttick, das Entsetzen der vom schlechten Gewissen Gepeinigten,

1 Ueber die im Folgenden festgehaltene Datirung dieser drei Cyklen vgl. die Aus-
fiihrungen auf S. 24—26.

2 Eine einzelne Figur aus diesen alten Malereien, das liegende Christkind, innen
iiher der Thür gemalt, ist unter dem Titcl „'O T-rjaoü? roo üavaoX-qvou“. von Sp. Lam-
hros im 5. Bande des „Hapvaoao';“ (Athen 1881) besprochen und farbig abgebildet
worden.

3 Eine Uebersicht über diesen Cyklus wird auf S. 70 in Fig. 7 gegeben.

Beockhatjs, Athos. g
 
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