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III. Die Miniaturmalereien. 1. Allgemeines. 2. Uebersielit u. s. w.

liber ganz Europa verstreut sind. 1 Dennocli sind nirgends so viele
griecliische Idandschriften vereinigt, wie noch gegenwärtig in diesem
kleinen Klosterlande: ihre Anzahl heläuft sich hier auf elf- his zwölf-
tausend. 2 Die hei weitem meisten davon sind allerdings in dem jiingsten
halben Jahrtausend entstandene, grösstentheils bilderlose Papierhand-
schriften, die der Kunstforschung nichts zu hieten vermögen, und auch
von den älteren, den Pergamenthandschriften wiederum sind, wie stets,
die meisten schmucklos, sodass der kunstgescliichtlichen Betrachtung
schliesslich nur eine leichter ühersehbare Anzahl künstlerisch ausgezeich-
neter Handschriften zufällt. 3

Die Bilderhandschriften des Athos sind religiösen Inhalts und ver-
hreiten sich üher die verschiedenen Gehiete des kirchlichen Lebens, ent-
sprechend den Interessen der Bewohner des Landes. Ausserhalb der
religiösen Interessenkreise stehen nur wenige Werke: der hekannte, kürz-
lich herausgegebene Ptolemäus zu Watopädi und ein Dioskorides zu
Lawra. 4 Von diesen in kirchlicher Umgehung seltenen Gästen abgeselien
lassen sich aus den Bilderhandschriften des Athos zwei grosse Gruppen
hilden, deren eine die biblischen, deren andere die nachhiblischen,
theologischen Schriften enthält.

Die weitere Gruppirung der hildischen Schriften ist durch ihre Zu-
gehörigkeit zum Alten oder Neuen Testamente gegehen. Sie sind in sehr
ungleicher Anzahl vorhanden, wie sie auch für den kirchlichen Gehrauch
selir ungleiche Bedeutung hesitzen. Einige sind häufig, andere selten,

1 Gardthausen, „Griecliische Paläograpliie“, S. 412. Vgl. Gass, „De claustris in
monte Atho sitis “ (Giessen 1865), S. 40, wonach namentlich Paris (Bibl. Coisliniana)
und Moskau (500 Handsehriften) hervorzuheben sind. Nach Gedeon, S. 341, sind zu
Anfang des Jahrhunderts in Pantokratoros von 3000 Handsehriften neun Zehntei zu
Grunde gegangen.

2 In den von Herrn Prof. Lambros katalogisirten Bibliotheken befinden sich
576G Handsehriften, davon 845 auf Pergament. Dazu kommen gegen 4000 in Wato-
pädi und gegen 1800 in Lawra.

3 In den meisten Ivlöstern habe ich die Bibliotheken kennen gelernt. Nicht ge-
sehen habe ich sie in vicr Ivlöstern, in Kastamonitu, Kutlumusi, Sografu und Stawro-
nikita, nur flüchtig im Protaton; hiervon besitzen Kastamonitu, Sografu und das
Protaton nur wenige Bilderhandsehriften, wie aus dem schon gedruckten Theile des
Katalogs zu ersehen ist, die Bibliotheken zu Kutlumusi und Stawronikita sind reicher
daran, waren jedoch während meines Dortseins nicht zugänglich. Drei anderc Klöster,
Gregojiu, Ajiu Pawlu und Xenophontos, weisen keine Bilderliandschriften auf. Die
von mir studirten Miniaturen befinden sich in den librigen dreizehn Ivlöstern; was ich
auch in diesen nicht gesehen habe, wird man bald dem Katalog entnehmen können.

4 Der Ptolemäus, eine Handschrift aus dem 12. Jahrhundert mit 42 Karten, wurde
nach Sewastianoff’s Aufnahmen von Langlois in Pacsimile herausgegeben: „Geographie
de Ptolem.ee“ (Paris 1867). Der Dioskorides ist erwähnt von Curzon, „Besuche in den
Klöstern der Levante“ (1851), S. 194, und von Neyrat, „L’Athos“, S. 145.
 
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