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Brugsch, Heinrich
Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch (Band 4) — Leipzig, 1868

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https://doi.org/10.11588/diglit.3732#0007
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Nachwort.

Uas vor länger als Jahresfrist begonnene hieroglyphisch - demotische Wörterbuch
wird hiermit nach seiner Vollendung vollständig dem gelehrten Publicum übergeben.
Gröfser als ich anfangs geglaubt hatte, sind die Schwierigkeiten aller Art gewesen,
welche sich der Durchführung des ursprünglich angelegten Planes entgegengestellt haben,
so dafs das Unternehmen meine ganze Kraft in Anspruch nahm, ja nicht selten darüber
hinaus reichte. Wenn der Umfang des Buches, das nahe zu an 4700 Wörter und Wurzeln
umfafst, die gröfstentheils durch Beispiele erläutert worden sind, einen Maafsstab für die
Beurtheilung für sich allein abgeben dürfte, so möchte ich meinen auf einige Nachsicht
Anspruch zu haben; indefs die Kritik geht von anderen Gesichtspunkten aus und ich
verhehle es mir in keiner WTeise, dafs jedes neu hinzugetretene Wort, das sich bisher den
scharfsinnigen Untersuchungen meiner verehrten Fachgenossen entzogen hatte, auch
neuen kritischen Forderungen Genüge zu leisten hat und mir somit eine nicht geringe
Verantwortlichkeit auferlegt. Es ist jedoch mein Grundsatz gewesen, in allen Fällen,
nach bestem Wissen und Gewissen, der Wahrheit nachzustreben. Sollte ich in einzelneu
das Ziel verfehlt haben, so habe ich geirrt ohne es zu wollen und zu wissen. Dankbar
für jedes Lob, das mir bereits vor der Vollendung des ganzen Werkes von mancher
Seite aus und beinahe in unverdienter Weise gespendet worden ist, werde ich ebenso
wenig vor dem Tadel zurückschrecken, wenn er zugleich den Irrthum beseitigt und
den altägyptischen Forschungen neue Erfolge sichert.

Was ich in der Einleitung zum ersten Bande über die reiche, gewissen Gesetzen
folgende Bildungsfäbigkeit der altägyptischen Wurzel bemerkt habe, hat sich mir im Ver-
laufe des Werkes allenthalben in der augenscheinlichsten Weise bestätigt. Dem aufmerk-
samen Beobachter wird es nicht entgehen, dafs diesen Bildungen eine ältere, weniger
leicht erkennbare Stufe der Wortformation aus ürwurzeln vorangegangen ist, in welcher
vor allen die dreiconsonantischen Wortstämme mit Hülfe alter, nicht zu verkennender
Verbalpräfixe zu selbstständigen, weiterer Bildungen fähigen Wurzeln erhoben worden sind.
Ich zähle vornehmlich dazu die durch präfigirtes ä (entstanden aus älterem ä, welchem
im Koptischen *, ».«., *., facere entspricht), n (koptisch n, e« ducere, ferre, affere), s
(das alte Causativ-Praefix) und t (koptisch i, t**, «i-, to dare) erweiterten Stämme,
welche sich massenhaft im W7örterbuche nachweisen lassen. Man vergleiche beispielsweise
den Urstamm kern mit der Bedeutung „laut schreien, rufen", aus dem sich, neben der
1. Form hemhem (kopt. oeMge^ rugire), entwickelt hat ein ne-hem „laute Töne erschallen
lassen" (kopt, mit Verwandlung des älteren n in jüngeres l: eA-£HA< rugire) und ein te-
 
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