III. Incunabeln-Sual. 55
vorn gerichtet; und während im linken Anne das
Füllhorn ruht, fasst die Eechte mit gesuchter Zier-
lichkeit das Obergewand etwas über dem Knie.
Das lange Untergewand mit Halbärmeln reicht bis
auf die mit Sandalen bekleideten Füsse, an denen
die Bänder wahrscheinlich durch Bemalung ergänzt
waren. An den Säumen bandartig eingel'asst, scheint
es alterthümlich gefältelt, ahmt aber zugleich die
Behandlung eines weichen gerippten "Wollenstoffes
der entwickelteren Kunst nach. Das Obergewand
ist unter dem rechten Arm weg über den Leib
geschlagen und fällt über den linken in langen
Zipfeln herab, die eben so wie die unterhalb der
Brust umgeschlagenen Theile in schematische Fal-
ten gelegt sind, während die über den Leib gehen-
den Falten eben so wie die mehr rundlichen als
herben Formen des Körpers eine freiere Kunst ver-
rathen. Das mit niedriger Stirnkrone geschmückte
Haar ist um die Stirn wellenförmig geordnet; auf
<lie Brust fällt es in laugen steifen Locken, auf
den Rücken in einer breiten aufgelösten Masse,
die in der Höhe der Schultern durch ein Querband
zusammengehalten wird. Die Ohren sind mit Ge-
hängen in der Form runder Plättchen geschmückt.
In den Formen des Gesichts sind trotz archaisiren-
der Stylisirung deutlich Portraitzüge zu erkennen,
die eine gewisse Aehnlichkeit mit den Bildnissen
der Sabina, der Gemahlin des Hadrian, verrathen,
also des Kaisers, der für arehaisireiiden Styl eine
besondere Vorliebe zeigte.
44. Dreiseitiger Candelaberfuss.
Bronce. H. 0,28. Gefunden bei Perugia, zusammen
vorn gerichtet; und während im linken Anne das
Füllhorn ruht, fasst die Eechte mit gesuchter Zier-
lichkeit das Obergewand etwas über dem Knie.
Das lange Untergewand mit Halbärmeln reicht bis
auf die mit Sandalen bekleideten Füsse, an denen
die Bänder wahrscheinlich durch Bemalung ergänzt
waren. An den Säumen bandartig eingel'asst, scheint
es alterthümlich gefältelt, ahmt aber zugleich die
Behandlung eines weichen gerippten "Wollenstoffes
der entwickelteren Kunst nach. Das Obergewand
ist unter dem rechten Arm weg über den Leib
geschlagen und fällt über den linken in langen
Zipfeln herab, die eben so wie die unterhalb der
Brust umgeschlagenen Theile in schematische Fal-
ten gelegt sind, während die über den Leib gehen-
den Falten eben so wie die mehr rundlichen als
herben Formen des Körpers eine freiere Kunst ver-
rathen. Das mit niedriger Stirnkrone geschmückte
Haar ist um die Stirn wellenförmig geordnet; auf
<lie Brust fällt es in laugen steifen Locken, auf
den Rücken in einer breiten aufgelösten Masse,
die in der Höhe der Schultern durch ein Querband
zusammengehalten wird. Die Ohren sind mit Ge-
hängen in der Form runder Plättchen geschmückt.
In den Formen des Gesichts sind trotz archaisiren-
der Stylisirung deutlich Portraitzüge zu erkennen,
die eine gewisse Aehnlichkeit mit den Bildnissen
der Sabina, der Gemahlin des Hadrian, verrathen,
also des Kaisers, der für arehaisireiiden Styl eine
besondere Vorliebe zeigte.
44. Dreiseitiger Candelaberfuss.
Bronce. H. 0,28. Gefunden bei Perugia, zusammen