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Büttner, Nils [Hrsg.]; Koch, Anne-Katrin [Hrsg.]; Zieger, Angela [Hrsg.]; Schneidler, Friedrich Hermann Ernst [Hrsg.]; Ausstellung Buch - Kunst - Schrift: F. H. Ernst Schneidler <2013, Offenbach am Main> [Hrsg.]; Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart [Hrsg.]; Klingspor-Museum Offenbach [Hrsg.]; Bertram, Gitta [Bearb.]
Buch Kunst Schrift: F. H. Ernst Schneidler ; [diese Publikation erscheint begleitend zur Ausstellung "Buch - Kunst - Schrift: F. H. Ernst Schneidler", Klingspor-Museum Offenbach, 10. März bis 5. Mai 2013] — Stuttgart, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.38908#0111
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ler.5 Die Juniperuspresse hatte sich zwei charakteristische Dru-
ckerzeichen geschaffen: Das eine ist von Schneidler selbst,
| Abb. 21 das andere entstammt dem Entwurf Walther Veits und
wurde wiederum von Julius Heilenmann als Holzschnitt um-
gesetzt.6 Schneidlers Signet stellt ein kalligraphisch gestaltetes
Monogramm des Wortes »Juniperuspresse« dar, das von einem
Kreis umschlossen wird. Es erscheint bei allen Pressendrucken
zumeist unter dem Druckvermerk | Abb. 2|, hingegen bei Isaacs
Segen über Jacob und Esau und den Drei Briefen Luthers auf dem
Titelblatt sowie als Druckprägung auf dem Einband von Ludwig
Achim von Arnims Der tolle Invalide auf dem Fort Ratonneau
und Die letzte Synode | Abb. 41 von Jakob Schaffner.7
Das Signet Veits ist ebenso ein Pressenmonogramm, es setzt
sich aus den Zeichen »JPr.« zusammen. Zu sehen ist es auf drei
Drucken der Juniperuspresse: Auf dem Einband von Otto Lau-
tenschlagers Stirn und Stern, auf dem kleinformatigen Papier-
schuber zu Angelus Silesius’ Werk Sprüche aus dem Cherubini-
schen Wandersmann | Abb. 3I und als Druckprägung auf dem
Einband zu Heinrich von Kleists Über das Marionettentheater.
Lehrbeispiele
In seiner gesamten Schaffenszeit als Gebrauchsgraphiker war
Schneidler in erster Linie Lehrer. So sind einige Drucke der Ju-
niperuspresse als Lehrbeispiele hergestellt worden, z. B. Eduard
Reinachers Alexia vom 1. Juni 1922 oder die Drei Briefe Luthers,
die im Frühjahr 1924 gedruckt wurden. Schneidler band seine
Schüler in den Herstellungsprozess der an der Württembergi-
schen Staatlichen Kunstgewerbeschule Stuttgart entstandenen
Drucke mit ein. Über das Verhältnis zu seinen Schülern schreibt
er 1954 rückblickend in einem Brief an seinen amerikanischen
Kollegen Paul Standard: »Von vielen Hunderten früherer Schüler
vielleicht 20 oder 30 auf die ich mich verlassen kann.«8
Auf einen hat er sich bei der Fertigung der Juniperuspressen-
drucke offenbar besonders verlassen - den aus Ungarn stam-
menden Imre Reiner. Bei den Drucken der Juniperuspresse
trat dieser als Illustrator in Erscheinung. Die Titelradierung
und der Titelholzschnitt in Isaacs Segen über Jacob und Esau
(1921) | Abb. 7 |, die Titelradierung in Ilias, vierundzwanzigster
Gesang (1923) | Abb. 171 sowie die sechs Holzschnitte in Die
Geschichte eines Verbrechens stammen von Reiner. Über ihn
schreibt Schneidler in einem weiteren Brief: »Auf einem beson-
deren Blatt steht für mich der Name Imre Reiner, der im Jahre
1921 zu uns kam, lange zu unserer Familie gehörte, jetzt bald


Ul

3
Julius Rodenberg: »>Wär nicht das Auge
sonnenhaft...<. Einige Bemerkungen zu
den Arbeiten der Stuttgarter Werkstätten
Prof. F.H. Ernst Schneidlers«, in: Archiv
für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik,
73. Jahrgang, 1936, Heft 10: Die Gra-
phische Abteilung der Württembergisch-
en Staatlichen Kunstgewerbeschule in
Stuttgart, S. 471-476, hier S.475. Vgl. dazu
auch: Ulrike Büttner: »Die Kunstgewer-
beschule zwischen 1896 und 1933«, in: Nils
Büttner und Angela Zieger (Hrsg.):
290 Jahre Akademie der Bildenden Künste
Stuttgart. Rücksichten, Stuttgart 2011,
S. 13 5-150.
4
In den auf die Drucke der Juniperuspresse
folgenden W-Sonderdrucken wird die
Württembergische Staatliche Kunstgewerbe-
schule Stuttgart im Druckvermerk mit
»WSKSS« abgekürzt.
5
Julius Rodenberg: Deutsche Pressen. Eine
Bibliographie, Leipzig [u.a.] 1925, S.97.
und o.A.: Archiv für Buchgewerbe und Ge-
brauchsgraphik, 64. Jahrgang, 1927,
Heft 5-6: Sonderheft Stuttgart, o.S.
6
Rodenberg 1936 (wieAnm. 3), S.476.
7
Allgemein zu Schneidlers Signets vgl. die Bei-
träge in diesem Katalog von Charlotte
Klink und Nils Büttner, S.236 sowie von
Nils Büttner S. 18.

Sebastian Bosky

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