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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0026
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Abb. 5. Augsburger Maier um 1420—30, Passionszenen

entstammen muß, so lassen sich doch manche ver-
wandte Züge aufweisen, die eine Entstehung in der
gleichen Stadt wahrscheinlich machen. Man ver-
gleiche etwa die trocken charakterisierten Köpfe
des Johannes und des männlichen Stifters in ihrer
Haltung und Physiognomie oder die zierlichen, ge-
brechlichen Hände der Marien und der schweben-
den Engel. Daß der Faltenstil auf der Kreuzigung
sich gewandt hat, ist bei der späteren Entstehungs-
zeit nicht zu verwundern. Die eingreifend restau-
rierte Tafel ist nicht frei von Retuschen und Aus-
besserungen, aber der einfache, ruhige Farbenklang
— Rot und Grün (Johannes), Blau und Weiß (Ma-
ria) vor reichlichem Gold — sichert dem trocken
und ohne Kraft gezeichneten Bild auch jetzt noch
eine gewisse Wirkung.
Die Weisermadonna und die Kreuzigung in der
Frauenkirche sind Kunst aus zweiter Hand. In

den dreißiger und vierziger Jahren, als in Basel,
Ulm, Nürnberg, Weil der Stadt, München, Wien
die junge Tafelmalerei kraftvoll und vielverspre-
chend in künstlerisches Neuland vorstieß, scheint
man sich in Augsburg nur langsam und zögernd
aus dem Bann der Überlieferung gelöst zu haben.
Doch läßt sich aus dem räumlich interessanten,
wohl durch italienische Vorbilder angeregten, lei-
der schlecht erhaltenen und schlecht restaurierten
Fresko der ,,Anbetung der Könige" in der Augs-
burger Goldschmiedskapelle erschließen, daß da-
mals — das Wandbild mag um 1420—1430 ent-
standen sein — die Augsburger Malerei keines-
wegs in provinzieller Rückständigkeit verharrte.
Immerhin hat es den Anschein, daß sie erst um die
Jahrhunderthälfte zu allgemeiner Bedeutung ge-
langt ist.

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