Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0278
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Abb. 189.
Meister derlfeitigenmartyrien, Die Enthauptung des bl.Tbiemo

stisch verwandte Kreuzigung in der Wiener Aka-
demie ehü).
') Bezüglich des engeren Kreises der Zeitgenossen des Martyrienmei-
sters vgl. meine Gruppierung in ,,Die Anfänge Lukas Cranachs" (Jahrb.
d Kunsth. Museums 1927).

Wenn wir die österreichische Malerei der
zweiten Jahrhunderthälfte überblicken
und iln* Bild in groben Zügen zu skizzie-
ren versuchen, so können wir aus der (da-
mit natürlich noch keineswegs erschöpf-
ten oder restlos definierten) Vielfalt der
Erscheinungen drei große Ströme heraus-
greifen. Der eine kommt von der großen
spätmittelalterlichen Malerei vom Anbe-
ginn des Jahrhunderts her, die in den er-
sten Jahrzehnten in Österreich eine beson-
dere Fülle von eigenartigen Schöpfungen
zeitigte"). Der durch das nordische Me-
dium gebrochene Stil des sienesischen Tre-
cento, der die Grundlage der höhmischen
Malerei bildet, führte auch in Österreich
zu einer großen und bedeutsamen Malerei
des „weichen Stils". Mit dem Fortschrei-
ten gegen die Jahrhundertmitte und dem
Zurücktreten der trecentistischen Ideali-
tät entstanden Parallelerscheinungen zu
Moser, Witz und Multscher, die wie diese
unterm Eindruck der nordischen Erben
und Überleiter des letzten großen mittel-
alterlichen Idealstils in die neue Zeit, der
Franzosen um 1415—1420, des Meisters
von Flemalle, stehen: der Meister des
Alhrechtsaltars, Pfenning, Konrad Laib.
Große, monumentale Erscheinung, mittel-
alterliche Idealität trotz phantastischer
Naturalismen sind Hauptkennzeichen die-
ser Strömung. Sie muß sich in der zwei-
ten Jahrhunderthälfte in der Herrschaft
mit den beiden andern teilen, doch läuft
sie ohne Unterbrechung weiter. Es ist be-
zeichnend, daß sie in der Zeit, die im Zei-
chen des neuen niederländischen Naturalismus
steht, vor allem an jenen Meister sich anschließt,
der, obwohl in seiner Formensprache schon der
neuen Zeit zugehörig, doch noch in der Wucht und
-) Vg!. die Abhandlungen von Büchner und Hugelshofer im 1. Band der
,,Beiträge zur Geschichte der deutschen Kunst".

258
 
Annotationen