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Buchner, Ernst [Hrsg.]
Augsburger Kunst der Spätgotik und Renaissance — Augsburg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.28869#0456
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Abb. 319. Adolf Daucber, Königsbüsten vom Annaberger Altar

zelwerk dieses Altares wachsen die Hüsten der
Könige, die in erregter Zwiesprache und abgestuf-
tem Mienenspiet an die unvergleichliche Reihe
schwäbischer Ghorgestühle maiinen, die von Syr-
iin d. Ä. Werk abstammen (Abb. 319). Halb ver-
gessene .Jugendeindrücke müssen dem Künstler
wieder lebendig geworden sein. Noch die Berliner
Büsten waren ruhiger und verhaltener. Der Ver-
gleich mit den Königbüsten des Annaberger Altars
erhärtet die Zuschreibung der Johannes-Statue an
den Meister — der Schnitt der Gesichter, die Füll
rung der Falten sind unmittelbar verwandt — und
bietet zugleich eine Handhabe für ihre zeitliche
Einordnung.
Um 1520 hat die Kunst Adolf Dauchers neue Aus-
drucksmittel gewonnen. Aus der unmittelbaren
Einfühlung in den antikisclien Stil, aus der Zeit
des Italianismus ist ein Gefühl für gesteigerte Di-
mension, für großzügige Erfindung erhalten ge-

blieben. Die Formensprache aber hat eine Wand-
lung durchgemacht, die deutlich an den Stil 70er
und 80er Jahre des XV. Jahrhunderts Anschluß
sucht.
Es erhebt sich nun die Frage, wie dieser Entwick-
lungsweg zu verstehen ist. Man könnte an ein Er-
lahmen der Kraft des alternden Künstlers, an die
abwegige Entwicklung eines Greises denken. Doch
das wäre verfehlt: Der Stilwande! Dauchers steht
im Einklang mit den Bestrebungen seiner Zeit.
Denn die Kompositionen, die er in seiner klassi-
zistischen Phase geschaffen oder verwertet hat,
werden nun von Schülern und Nachfolgern in
neuem Sinn gedeutet.
HI.
Eine Frankfurter Privatsammlung bewahrt unter
zahlreichen bedeutenden Skulpturen ein in alter
Bemalung erhaltenes deutsches Terracotta-Relief

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