Entsprechend der zentralen Stellung, die der
Ahnenkultus im privaten und öffentlichen Le-
ben Chinas von jeher eingenommen hat, kommt den
Gefäßen, die dem Opfer für den Verstorbenen dienen,
die höchste Bedeutung zu. Wie die Familie die Macht
der Vorfahren im Guten und Bösen durch Opfer
sich geneigt hielt, so ehrte sie auch die heiligen
Opfergeräte, deren der Ahnherr sich bedient hatte,
und in denen sich die Macht der Familie verkörperte.
In einfachen Familien blieben die Opfergeräte, selbst
nach Bekanntwerden der kostbaren gegossenen
Bronze, auf die Materialien von Holz, Ton oder
Stein beschränkt. Während die frühen Bronzege-
fäße sich in der Formgebung den Tonvorbildern,
nach denen sie gegossen wurden, anschlossen,
blieben sie ihrer Kostbarkeit wegen das Vorrecht
der regierenden Klassen, wohingegen sich die Är-
meren auch weiterhin mit Nachbildungen aus un-
edlem Material begnügten. Die Macht der Herrscher
und der von ihnen belehnten Vasallen verkörperte
sich geradezu in dem Besitz solcher Bronzegefäße.
Die chinesische Tradition berichtet z. B., daß Kaiser
Yü (2205—2198 v. Chr.), der über neun Provinzen
herrschte, als Palladium dieser Provinzen neun Drei-
füße aus Bronze besaß, die Urkunden über die
Tributpflicht der Provinzen auf ihren Wandungen
— sei es in Bild oder Schrift — trugen. Als nach
dem Raub der heiligen Gefäße (256 v. Chr.) der
Kaiser die Möglichkeit verlor, seinen Vorgängern
im Herrscheramt die Opfer darzubringen, büßte er
B.D.K.54
3
Ahnenkultus im privaten und öffentlichen Le-
ben Chinas von jeher eingenommen hat, kommt den
Gefäßen, die dem Opfer für den Verstorbenen dienen,
die höchste Bedeutung zu. Wie die Familie die Macht
der Vorfahren im Guten und Bösen durch Opfer
sich geneigt hielt, so ehrte sie auch die heiligen
Opfergeräte, deren der Ahnherr sich bedient hatte,
und in denen sich die Macht der Familie verkörperte.
In einfachen Familien blieben die Opfergeräte, selbst
nach Bekanntwerden der kostbaren gegossenen
Bronze, auf die Materialien von Holz, Ton oder
Stein beschränkt. Während die frühen Bronzege-
fäße sich in der Formgebung den Tonvorbildern,
nach denen sie gegossen wurden, anschlossen,
blieben sie ihrer Kostbarkeit wegen das Vorrecht
der regierenden Klassen, wohingegen sich die Är-
meren auch weiterhin mit Nachbildungen aus un-
edlem Material begnügten. Die Macht der Herrscher
und der von ihnen belehnten Vasallen verkörperte
sich geradezu in dem Besitz solcher Bronzegefäße.
Die chinesische Tradition berichtet z. B., daß Kaiser
Yü (2205—2198 v. Chr.), der über neun Provinzen
herrschte, als Palladium dieser Provinzen neun Drei-
füße aus Bronze besaß, die Urkunden über die
Tributpflicht der Provinzen auf ihren Wandungen
— sei es in Bild oder Schrift — trugen. Als nach
dem Raub der heiligen Gefäße (256 v. Chr.) der
Kaiser die Möglichkeit verlor, seinen Vorgängern
im Herrscheramt die Opfer darzubringen, büßte er
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