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3. Abschnitt. kung und Zurücksetzung dahin; ein Venezianer stirbt vor
Gram, weil sein Sohnchen, ein Wunderkind, gestorben ist,
und die Mntter und deren Bruder folgen bald, als zöge
das Kind sie alle nach sich. Ziemlich viele, zumal Floren-
tiner, enden durch Selbstmord Z, andere durch geheime Justiz
Der eines Tyrannen. Wer ist am Ende noch glücklich? und
tiefere Grund Helche Weise? etwa durck) völlige Abstumpfung des
deffelben. Gbfühles gegen solchen Jammer d Einer der Mitredner des
Dialogeö, in welchen Pierio seine Darstellung gekleidet hat,
weiß Rath in diesen Fragen; es ist der herrliche Gasparo
Contarini, und schon bei Nennung dieses Namens darf
man erwarten, daß uns wenigstens Etwas von dem Tiefsten
und Wahrsten mitgetheilt werde, was sich damals darüber
denken ließ. Als Bild eines glücklichen Gelehrten erscheint
ihm Urbano Valeriano von Belluno, der in Venedig lange Zeit
hindurch Lehrer des Griechischen war, Griechenland und
den Orient besuchte, noch in späten Jahren bald dieses und
bald jenes Land durchlief ohne je ein Thier zu besteigen,
nie einen Heller für sich besaß, alle Ehren und Standes-
erhöhungen zurückwies, und nach einem heitern Alter im
84sten Jahre starb ohne, mit Ausnahme eines Sturzes von
der Leiter, eine kranke Stunde gehabt zu * . Was

unterschied ihn von den Humanisten? Diese haben mehr
freien Willen, mehr losgebundene Subjeetivität als sie mit
Das Gegenbild Glück verwerthen können; der Bettelmönch dagegen, im
desHmnanisten. Kloster seit seinen Knabenjahren, hatte nie nach eigenem
Belieben auch nur Speise oder Schlaf genossen und empsand
deßhalb den Zwang nicht mehr als Zwang; kraft diefer
Gewöhnung führte er mitten in allen Beschwerden das
innerlich ruhigste Leben und wirkte durch diesen Eindruck
mehr auf seine Zuhörer als durch sein Griechisch; sie glaub-
ten nunmehr überzeugt zu ftin, daß es von uns selbst ab-
hänge, ob wir im Mißgeschick jammern oder uns trösten

i) Hiezu vgl. schon vante, InfernO) XIII.
 
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