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5. Abschttitt. destens seit dem XII. Jahrhundert wodurch Schicksale
und Vergnügungen gemeinschaftlich wurden und die An-
schauung der Welt vom Bergschloß aus von vornherein am
Entstehen verhindert war. Sodann ließ sich die Kirche in
Jtalien niemals zur Apanagirung der jüngern Söhne des
Adels brauchen wie im Norden; Bisthümer, Domherrn-
stellen und Abteien wurden oft nach den unwürdigsten '
Rücksichten, aber doch nicht wesentlich nach Stammtafeln
vergeben, und wenn die Bischöfe viel zahlreicher, ärmer und
aller weltlichen Fürstenhoheit iu der Regel baar und ledig
waren, so blieben sie dafür in der Stadt wohnen wo ihre
Cathedrale stand, und bildeten sammt ihrem Domeapitel
ein Element der gebildeten Bevölkerung derselben. Als
HLerauf absolute Fürsten und Tyrannerr emporkamen, hatte
der Adel in den meisten Städten allen Anlaß und alle
Muße, sich ein Privatleben zu schaffeu (S. 133), welches
politisch gefahrlos und mit jeglichem feineru Lebensgenusse
u.Ausgleichung geschmückt, dabei übrigens von dem der reichen Bürger ge-
der Stä'nde. wid kaum zu unterscheiden war. Und als die neue Poesie
und Literatur seit Dante Sache eines Jeden 0 wurde, als
vollends die Bildung Lm Sinne des Alterthums und das
Jnteresse für den Menschen als solchen hinzutrat, während
Condottieren Fürsten wurden und nicht nur die Ebenbür-
tigkeit, sondern auch die eheliche Geburt aushörten Requisite
. des Thrones zu sein (S. 19), da konnte man glauben,
ein Zeitalter der Gleichheit sei angebrochen, der Begriff
des Adels völlig verflüchtigt.

Die Theorie, wenn sie sich auf das Alterthum berief,
konnte schon aus dem einen Aristoteles die Berechtigung

i) Bei dem piemontesischen Adel fiel das Wohnen auf den Landschlösscrn
als eine Ausnahme auf. Lunäello, II, I§ov. 12.


Dieß schon.lange vor dem Büchcrdruck. Elne Menge Manuscriplc,
und von den besten, gehörten florentinischen Arbeitern. Ohnc Sa-
vonarola's Opferbrand wärcn noch viel mehr davon vorhanden.
Vgl. S. 198.
 
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