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Burckhardt, Jacob; Bode, Wilhelm
Der Cicerone: eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens (Band 2,1): Mittelalter und Renaissance: Architektur — Leipzig, 1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.17368#0199
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Rom. Neapel.

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hinter und weit vortretender Gebälke darüber aufgewandt und einen
Schattenwurf erreicht, der diesem Gebäude fehlt; allein hier stehen
die Ziermittel gerade im richtigen Verhältniss zu der harmlosen Com-
positum des Ganzen.— In dem Gässchen gegen S. M. della Pace a
etaige ganz einfache Fenster von Bramante, der auch den zierlichen
von einem Deutschen ausgeführten Glockenthurm entwarf. — Von
Giuliano da Sangallo ist dagegen der schöne, weitbogige Klosterhof in
^ Pietro in Vincoli (der Brunnen später); als Decorator im Sinne b
der edelsten Renaissance lernt man ihn kennen durch die herrliche
-Plaehdecke von S. Maria Maggiore, die er im Auftrag Alexanders o
vi. entwarf.

Vielleicht noch aus dem 15. Jahrh., jedenfalls aus nicht viel
späterer Zeit stammen die alten Theile in dem Hofe des Pal. Strozzi a
(bei der Kirche delle Stimmate).

Das päpstliche Jagdschlösschen La Magliana hat von seinem e
Grabau unter Innocenz VIII. manch hübsches Renaissance-Detail.

In den Abruzzen besitzt Aquila ein vorzügliches Gebäude der
Renaissance an der Fassade von S. Bernardino, von Cola della f
Patrice, 1527.

In Neapel trat mit den aragonesischen Königen die Renais-
sance an die Stelle der vom Hause Anjou gepflegten gothischen Bau-
weise. Die Anregung kam ohne Zweifel von aussen; Alfons von Ara-
gonien berief den Florentiner Giuliano da Majano (s. S. 1001) nach
■Neapel. - Leider ist der schöne luftige Sommerpalast Poggio Reale,
den man "u. a. aus Serlio's Abbildung und Plan kennt, von der Erde
verschwunden; um 1484 baute Giuliano die Porta Capuana, eineng
■Bogen mit Säulen eingefasst, zwischen zwei Thürmen, mit hohem Fries
Ind Attica, vielleicht das schönste Thor der Renaissance. Dagegen
nicht von Giuliano, sondern vom Mailänder Pietro di Martino, der
sich hier als grosser Decorator offenbart, ist der Triumphbogen b.
des Alfons. Die Einrahmung dieses hohen weissen Marmorbaues
zwischen zwei dunkle Thürme des Castello Nuovo l) wirkt schon an
sich sehr bedeutend; die Ornamente sind prächtig und selbst edel;
die Composition aber, unorganisch und spielend, lässt das frühe Jugend-
alter dieses Stiles nicht verkennen.

Zu derselben Zeit nahm auch ein einheimischer Künstler, Andrea
dccione (erw. 1414—32), der bisher gothisch gebaut (wie u. a. sein
Grabmal für König Ladislaus beweist), die neue Bauweise an. Von
Am einfache ehemalige Klosterhöfe bei Monte Oliveto (jetzt Cara- i
binieri-Caserne) und S. Severino (derjenige mit den Fresken des Zin-

An der Kirche S. Barbara im Hofe des Castello Nuovo eine schöne *
■Frührenaissance-Thür.
 
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