Bartolommeo Buon.
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nimmt nach seinem einzigen zweifellosen Werke, dem plastischen
Schmuck der Porta de IIa Carta des Dogenpalastes (143!) be- a
gönnen; vollendet wohl erst nach 1463; bez. OP. BARTOLOMEI),
eine ähnliche Uebergangsstellung ein, wie in Florenz namentlich
Niccolö d'Arezzo und wie Quercia in Siena. Grade mit dem letzteren
trifft er hier sowohl in den vier Tugenden als in den Engeln und
Putten nahe zusammen. Mit dem muthwilligen Herumklettern. ja
schon mit der Darstellung dieser nackten Kinder zwischen den
gothischen Krabben ist die Renaissance offen ausgesprochen; von den
Tagenden geben die Fortitudo und Temperantia herrliche Motive,
welche so ganz verschieden von Ghiberti's Art und doch parallel
mit derselben die Freiheit des neuen Stiles noch mit der Würde des
gothischen verbinden. Gehaltener Ernst und anspruchslose Schönheit,
ohne die Uebertreibungen und die Strenge, aber allerdings auch ohne
die grossartige Kraft des Quercia, zeichnen diese Gestalten des Maestro
Bartolommeo mehr oder weniger aus, vor Allem die Gestalt der
thronenden Gerechtigkeit. Die benachbarten Sculpturen am Dogen-
palast zeigen am deutlichsten, woher dieser Stil kam, und zugleich
welchen Fortschritt er zu freier naturalistischer Durchbildung ge-
macht hatte.
Diesen Sculpturen verwandt sind die Figuren, mit denen die Fas-
sade von S. Maria de IT Orto geschmückt ist; doch scheinen die b
Apostel, so weit die hohe und dunkle Aufstellung ein Urtheil möglich
macht, zu gering für den Meister selbst und wohl etwas später als
dieser; charakteristischerund seiner würdig derb. Christophorus und
die Verkündigung über der Thür. — Gleichfalls hier zu erwähnen ist
auch das leider arg zerstörte und hoch über der Sacristeithür (im
rechten Querschiff) vondenFrari angebrachteGrabmal des h.Beato c
Pacifico Buon (err. 1437). Die Engel zwischen den Krabben, ob-
gleich wesentlich geringer, erinnern stark an die gleiche Ornamenta-
tion der Porta della Carta; und das grosse Relief der Taufe ist noch
in seiner Verstümmelung eine der reichsten und tiefst empfundenen
COppositionen des Quattrocento in Venedig.
Die berühmte L u n e tt e über der Thür der S c u o 1 a di S a n M a r c o d
ist, wenn überhaupt ein Werk des Bartolommeo, aus dessen letzter
Zeit und schon von der vollen Freiheit des Lombardi und Bregni.
Sie stellt den h. Markus inmitten seiner um ihn knieenden Brüder-
schaft thronend dar. wie er, nach links sitzend, sich segnend zur
Rechten wendet. Die Anordnung, die reiche Charakteristik und die
tüchtige naturalistische Durchbildung der Körper und der Gewandung
Venedigs ist häufig von einer ganzen Künstlerfamilie die Rede, doch — wie bei
Buon — zuweilen ohne dass sich die Mitglieder derselben besonders scheiden
lassen , oder dass die Art ihrer Verwandtschaft ganz sicher gestellt wäre.
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nimmt nach seinem einzigen zweifellosen Werke, dem plastischen
Schmuck der Porta de IIa Carta des Dogenpalastes (143!) be- a
gönnen; vollendet wohl erst nach 1463; bez. OP. BARTOLOMEI),
eine ähnliche Uebergangsstellung ein, wie in Florenz namentlich
Niccolö d'Arezzo und wie Quercia in Siena. Grade mit dem letzteren
trifft er hier sowohl in den vier Tugenden als in den Engeln und
Putten nahe zusammen. Mit dem muthwilligen Herumklettern. ja
schon mit der Darstellung dieser nackten Kinder zwischen den
gothischen Krabben ist die Renaissance offen ausgesprochen; von den
Tagenden geben die Fortitudo und Temperantia herrliche Motive,
welche so ganz verschieden von Ghiberti's Art und doch parallel
mit derselben die Freiheit des neuen Stiles noch mit der Würde des
gothischen verbinden. Gehaltener Ernst und anspruchslose Schönheit,
ohne die Uebertreibungen und die Strenge, aber allerdings auch ohne
die grossartige Kraft des Quercia, zeichnen diese Gestalten des Maestro
Bartolommeo mehr oder weniger aus, vor Allem die Gestalt der
thronenden Gerechtigkeit. Die benachbarten Sculpturen am Dogen-
palast zeigen am deutlichsten, woher dieser Stil kam, und zugleich
welchen Fortschritt er zu freier naturalistischer Durchbildung ge-
macht hatte.
Diesen Sculpturen verwandt sind die Figuren, mit denen die Fas-
sade von S. Maria de IT Orto geschmückt ist; doch scheinen die b
Apostel, so weit die hohe und dunkle Aufstellung ein Urtheil möglich
macht, zu gering für den Meister selbst und wohl etwas später als
dieser; charakteristischerund seiner würdig derb. Christophorus und
die Verkündigung über der Thür. — Gleichfalls hier zu erwähnen ist
auch das leider arg zerstörte und hoch über der Sacristeithür (im
rechten Querschiff) vondenFrari angebrachteGrabmal des h.Beato c
Pacifico Buon (err. 1437). Die Engel zwischen den Krabben, ob-
gleich wesentlich geringer, erinnern stark an die gleiche Ornamenta-
tion der Porta della Carta; und das grosse Relief der Taufe ist noch
in seiner Verstümmelung eine der reichsten und tiefst empfundenen
COppositionen des Quattrocento in Venedig.
Die berühmte L u n e tt e über der Thür der S c u o 1 a di S a n M a r c o d
ist, wenn überhaupt ein Werk des Bartolommeo, aus dessen letzter
Zeit und schon von der vollen Freiheit des Lombardi und Bregni.
Sie stellt den h. Markus inmitten seiner um ihn knieenden Brüder-
schaft thronend dar. wie er, nach links sitzend, sich segnend zur
Rechten wendet. Die Anordnung, die reiche Charakteristik und die
tüchtige naturalistische Durchbildung der Körper und der Gewandung
Venedigs ist häufig von einer ganzen Künstlerfamilie die Rede, doch — wie bei
Buon — zuweilen ohne dass sich die Mitglieder derselben besonders scheiden
lassen , oder dass die Art ihrer Verwandtschaft ganz sicher gestellt wäre.