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Burckhardt, Jacob
Briefe an einen Architekten: 1870-1889 — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.29617#0161
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134

BASEL

sind, wie z. B. im Louvre unerhört viele Gemälde in den
Magazinen liegen, indem frühere Ignoranten, welche
Direktoren waren, deren Wert und Herkunft einfach nicht
erkannt hatten. — Für Yal de Gräce weiss ich nur den
Rat: wenn Sie einmal in der Nähe sind, so fragen Sie den
Concierge — ja nicht, ob er Ihnen aufschliessen könne,
denn das darf er um kein Geld der Erde, sondern: welches
der Öffnungsnachmittag oder vormittag sei, denn ein
solcher hat früher existiert. Place du Tröne1) habe ich
in meinem Leben nie gesehen, und Vincennes auch nicht.
Dass die leidlichen Exkneipen um Paris herum schon
teuer und die guten rasend teuer sind, ist ein rechtes
Leiden; mancher Parisien nimmt seinen Proviant mit
und verzehrt ihn im Freien, worauf er in irgendeiner
Ortschaft eine Tasse Kaffee oder einen Schluck Wein
trinkt. Das Teuerste ist, wenn Sie es noch nicht wissen
sollten, der Pavillon Plenri IV. zu St. Germain. — Das
Innere von St. Eustache ist ein recht interessanter Baster
von gotischen Proportionen und modernen Formen und
sonst nichts; die neuere Fassade — Louis XIY. oder sogar
XV. — ist auch nach meiner Überzeugung eine von den
guten und geistvollen. — Was Sie von den Häuserreihen
am Boulevard exterieur beim Pere Lachaise schreiben,
veranlasst doch die Frage: wer alimentiert diese kost-
baren Anstalten in jener Gegend? Es muss auch dort
Leute geben, die sich’s was kosten lassen.

Um eine Aufführung des Teil im grand opera beneide
ich Sie unter allen Umständen; hätte ich das im letzten
Herbst wieder dort erwischen können statt der Muette!
Die Dicknasigkeit der Herren vom Orchester in der Probe
hat mich sehr divertiert, aber ich fürchte, es ist wieder
nur ein Stück von der all gemeinen Renitenz d er Dienenden.

-1) Place de la Nation mit den zwei Pavillons von Ledoux.
 
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