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Burger, Fritz; Schackgalerie <München> [Hrsg.]
Die Schack-Galerie München: im Besitz seiner Majestät des deutschen Kaisers, Königs von Preussen; mit 50 Abbildungen — München, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.30699#0107
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allgemeines über die kunst böcklins

ALLGEMEINES ÜBER DIE KUNST
BÖCKLINS

Als letzter in dem Reigen der Großen erscheint
ARNOLD RÖCKLIN (1827—1901). Man weiß, wie
sehr die Kunst des Deutsch-Schweizers um die Wende
des vorigen Jahrhunderts im Mittelpunkt des Kunst-
interesses in Deutschland gestanden hat, während man
seinen Arbeiten gegenüber in unserer jüngsten Zeit
sich kühler verhält und seinen Aposteln nicht mehr
unbedingt Glauben schenkt. Man ist nicht mehr wie
früher geneigt, in ihm das klassische Rild deutschen
Wesens zu sehen und sein Lebenswerk an die Seite
der allergrößten germanischen Künstler zu stellen.
Man muß sich jedenfalls vor den üblichen, Röcklin
gegenüber so häufig angewandten Phrasen hüten,
wenn man seiner Kunst nahe kommen will. Das eine
steht fest: Böcklin ist in keiner Gemäldesammlung
der Welt besser zu Hause als in der Schackgalerie.
Denn Böcklin befindet sich hier unter seinen nächsten
künstlerischen Anverwandten. Er ist Romantiker
wie sie, stärker, wilder, pathetischer, von animalischer
Wildheit, kindlich, und beseelt von jenem heiligen
Eifer, das Urbild der sinnlichen Schönheit in der
Kunst zu erfassen. Und doch ist er sentimental wie
die Romantiker, in deren Schule er gegangen ist.
Auch ist Böcklin im Grunde genommen nicht der tief
greifende Philosoph, fiir den er gerne gehalten wird.
Die seiner Kunst verwandten Geister sind Tieck,
Hebbel und Richard Wagner. Klagender Weltschmerz

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