BUCHILLUSTRATION UND GRAPHIK
581
räumigen Hallenkirchen
des 15. Jhhs. geschäftig
sehen in der Stiftung von
Familien- und Zunftka-
pellen und -altären. Der
Chor von St. Lorenz in
Nürnberg, die Georgs-
kirchen in Dinkelsbühl,
in Nördlingen, die Mün-
chener Frauenkirche und
die Kirchen des sächsi-
schen Erzgebirges, in
Zwickau, Annaberg und
Schneeberg usw., sind
Hauptdenkmale dieser
Richtung.
Wie des öfteren be-
merkt, ist die kirchlich
gebundene Tafelmalerei
vorzüglich Träger dieses
herben Sinnes. Freier
und heiterer äußert sich
dieZeitinden Buch Illu-
strationen, den Zeich-
nungen und Holzschnit-
ten, in den Kupferstichen
und in den Bildteppi-
chen, auch in den welt-
95. Meister des Hausbuchs: Liebespaare. Kupferstich
liehen Glasgemälden (Abb. 95,96). Ein jugendlich volkstümlicher Zug, ein frischeres Verhältnis
zum Leben, selbst Humor und Satire machen sich breit. Der profane Gedankenkreis der
gedruckten Holzschnittbücher hat ja um 1470 schon, in Schwaben namentlich, italienische und
antike Elemente in sich aufgenommen. In der Holzschnittechnik wird im Laufe der achtziger
Jahre der einfache Umrißstil durch eine mehr schraffierende Weise ersetzt. Den Fortschritt be-
leuchten etwa diese Werke: Die Weisheit der alten Meister bei Leonhard Holl in Ulm 1483,
Breydenbachs Wallfahrt zum hl. Grabe bei Reuwich in Mainz 1486, wo überhaupt die Linien-
führung schon rundlicher wird, namentlich die erwähnten Koburger Drucke nach Wolgemuts
und Wilh. Pleydenwurfs Zeichnungen illustriert, Schatzbehalter 1491 und die Schedelsche
Weltchronik 1494, ein Höhepunkt vor Dürer; die Drucke des Bergmann von Olpe in Basel,
Brandts Narrenschiff 1494, und des Michel Fürther ebendort, wie z. B. der Ritter vom Thurn
1493, wo schon Dürers Jugendstil einwirkt, endlich die Drucke Grüningers in Straßburg um
1500: die Chirurgie und Sebastian Brandts Virgil-Ausgabe. Hier wird durch dichte Parallel-
oder auch schon durch Kreuzschraffur die malerische Wirkung immer mehr herausgearbeitet.
Der herbe, scharfe und vorwiegend lineare spätgotische Naturalismus, der Zeit .von
1460 bis 1490, der in Isenmann, in Schüchlin-, Herlin, Pleydenwurf, Wolgemut, Pollack,
Pacher und Früauf seine Hauptvertreter hat, wird zuerst durch Schongauers späteren Stil
581
räumigen Hallenkirchen
des 15. Jhhs. geschäftig
sehen in der Stiftung von
Familien- und Zunftka-
pellen und -altären. Der
Chor von St. Lorenz in
Nürnberg, die Georgs-
kirchen in Dinkelsbühl,
in Nördlingen, die Mün-
chener Frauenkirche und
die Kirchen des sächsi-
schen Erzgebirges, in
Zwickau, Annaberg und
Schneeberg usw., sind
Hauptdenkmale dieser
Richtung.
Wie des öfteren be-
merkt, ist die kirchlich
gebundene Tafelmalerei
vorzüglich Träger dieses
herben Sinnes. Freier
und heiterer äußert sich
dieZeitinden Buch Illu-
strationen, den Zeich-
nungen und Holzschnit-
ten, in den Kupferstichen
und in den Bildteppi-
chen, auch in den welt-
95. Meister des Hausbuchs: Liebespaare. Kupferstich
liehen Glasgemälden (Abb. 95,96). Ein jugendlich volkstümlicher Zug, ein frischeres Verhältnis
zum Leben, selbst Humor und Satire machen sich breit. Der profane Gedankenkreis der
gedruckten Holzschnittbücher hat ja um 1470 schon, in Schwaben namentlich, italienische und
antike Elemente in sich aufgenommen. In der Holzschnittechnik wird im Laufe der achtziger
Jahre der einfache Umrißstil durch eine mehr schraffierende Weise ersetzt. Den Fortschritt be-
leuchten etwa diese Werke: Die Weisheit der alten Meister bei Leonhard Holl in Ulm 1483,
Breydenbachs Wallfahrt zum hl. Grabe bei Reuwich in Mainz 1486, wo überhaupt die Linien-
führung schon rundlicher wird, namentlich die erwähnten Koburger Drucke nach Wolgemuts
und Wilh. Pleydenwurfs Zeichnungen illustriert, Schatzbehalter 1491 und die Schedelsche
Weltchronik 1494, ein Höhepunkt vor Dürer; die Drucke des Bergmann von Olpe in Basel,
Brandts Narrenschiff 1494, und des Michel Fürther ebendort, wie z. B. der Ritter vom Thurn
1493, wo schon Dürers Jugendstil einwirkt, endlich die Drucke Grüningers in Straßburg um
1500: die Chirurgie und Sebastian Brandts Virgil-Ausgabe. Hier wird durch dichte Parallel-
oder auch schon durch Kreuzschraffur die malerische Wirkung immer mehr herausgearbeitet.
Der herbe, scharfe und vorwiegend lineare spätgotische Naturalismus, der Zeit .von
1460 bis 1490, der in Isenmann, in Schüchlin-, Herlin, Pleydenwurf, Wolgemut, Pollack,
Pacher und Früauf seine Hauptvertreter hat, wird zuerst durch Schongauers späteren Stil