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Burger, Fritz; Schmitz, Hermann; Beth, Ignaz; Burger, Fritz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]; Schmitz, Hermann [Mitarb.]; Beth, Ignaz [Mitarb.]
Die deutsche Malerei vom ausgehenden Mittelalter bis zum Ende der Renaissance (Band 3): Oberdeutschland im 15./16. Jahrhundert — Berlin-Neubabelsberg: Akad.Verl.-Ges. Athenaion, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.61917#0170
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BALDUNG: GLASGEMÄLDE UND RISSE


143. Hans Baldung: HL Christophorus. Sammlung Habich, Cassel
(Nach Terey)

und Erscheinung vor Magdalena auf
Baldungs Risse zurückzuführen. Groß-
artige Zeugnisse seines Stils sind die
prächtigen, überlebensgroßen Heiligen-
gestalten aus den Fenstern der Frei-
burger Karthause, um 1512—1515 ent-
standen, die aus der Sammlung Dou-
glas in die Museen von Berlin, Nürn-
berg, Karlsruhe, Köln und Basel ge-
langt sind. Während in allen den ge-
nannten Scheiben der spätgotische Stil
auch in der Ornamentik vorwaltet, ist
eine Gruppe von Glasgemäldeschöp-
fungen, die nach den zwanziger Jahren
entstanden sind, durch üppige Renais-
sanceornamentik, Pilaster, Akanthus-
friese usw. dem Geiste der Renaissance
nähergerückt. Auch nachdem Baldung
nach Straßburg zurückgekehrt ist, hat
er Entwürfe für die Freiburger Glas-
malerei — es handelt sich um die seit
1510 aus dem Elsaß nach dort über-
siedelte Werkstatt des Glasmalers Hans
von Ropstein — geliefert. Von Renais-
sancescheiben sind hervorzuheben: die
der Stürzei-Kapelle des Freiburger
Münsters mit der Anbetung der Könige
und dem hl. Konrad, die 1520 gestif-
teten Fenster der Lochererkapelle und
die der Lichtenfels- undBöcklinkapelle,
letztere von 1524; besonders nahe kom-
men dem Meister die drei Fenster mit
der hl. Maria, Johannes d. T. und Mar-
garethe und dem Stifter Dr. Widmann,
Obervogt von St. Blasien im Kölner
Kunstgewerbemuseum; endlich sind die
acht Fenster der Pfarrkirche in Elzach
im Landkreis Freiburg 1521—24 in Bal-
dungs Stil gemalt. Die großen Flächen
der feurigen Gläser aller dieser Fenster

die breiten majestätischen Gewänder der glühenden, schwarzgemusterten Hintergrundsdamaste der Stand-

figuren oder die malerischen Landschafts- und Wolkengründe, die leidenschaftlich-energische Plastik der tief-

schwarzen und grauen Schattentöne, aus denen die Lichter mit großer Kühnheit herausgewischt und radiert
sind: Baldungs starkes sinnenfrohes Gefühl dokumentiert sich in diesen Schöpfungen glänzend. Unter Baldungs
zahlreichen Zeichnungen nehmen die Risse für Glasgemälde den breitesten Raum ein; besonders hat er

Vorzeichnungen für, Kabinettscheiben geliefert, für Rundscheiben zum Teil mit figürlichen Darstellungen
sowie für hochrechteckige Wappenscheiben. Die hochrechteckige Wappenscheibe hat ja, wie wir sahen, in
den angrenzenden Landschaften der Schweizer Eidgenossen seit der Spätgotik zumal als Standesscheibe eine
weite Verbreitung gefunden. Baldung hat ihr durch seine Entwürfe für die oberrheinisch-elsässische Gegend

das Gepräge gegeben. Die Mehrzahl der Entwürfe ist zwischen 1520 und 40 entstanden; die Hauptbestände
sind in der Feste Koburg und in der Albertina. Schwungvoll heraldische Zeichnung der Helmdeckeh und
einrahmenden Balustersäulchen im Frührenaissancestil, reizvolle Kopfleisten mit Jagd- und Turnierszenen
usw. sind durchgehend. Die Besteller sind meist vornehme Adlige und Geistliche des Bistums Straßburg und
der österreichischen Vorlande beiderseits des Oberrheins, denen auch Freiburg angehörte. Die beiden um-
 
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