SIEG DER KLASSISCHEN FORM UM 1530
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204. 205. Konrad Faber von Kreuznach um 1540: Bildnisse. Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum
Nur einige wenige Jahre scheiden Dürers vier Apostel von dem Estherbilde Barthel Behams.
Um das Jahr 1530 ist der Sieg des klassischstrengen Stiles in der Nürnberger Malerei voll-
zogen. Die Augsburger Meister, Burgkmair voran, waren schon früher auf selbständigen
Wegen mit der italienischen Malerei vertraut geworden. Am schroffsten erscheint der Wandel
in den Oberrheinisch-Schweizer Gebieten und in den Donauländern, wo die bis jetzt
in einem eigentümlich bodenständigen malerischen Sinne schaffenden Meister den klassischen
Formen der benachbarten Augsburger und Nürnberger Schulen plötzlich folgen. Selbst
Grünewald in seinem Erasmusbild, Hans Baldung und Altdorfer können sich der mächtigen
Strömung schließlich nicht entziehen. Die Bestellungen Herzog Wilhelms IV. von Bayern
von Bildern antiker Schlachten sind ein redendes Zeugnis für den Kunstgeist der neuen Zeit.
Eine andere Generation war heraufgekommen, die mit Humanismus und Reformation ganz .
neue Forderungen an die Malerei stellte. Kaiser Karl V., der in dem Reichstage von Augs-
burg auf oberdeutschem Boden 1530 seinen höchsten Glanz entfaltete, der Herrscher über
die Niederlande, Spanien, Teile von Italien und über die neue Welt, verkörpert einen anderen
Herrschertypus als Maximilian. Die deutschen Fürsten, die unter ihm, dem meist außerhalb
Deutschlands Weilenden, ihre Machtstellung neben den großen Reichsstädten stärkten, suchten
nun den prunkvollen kaiserlichen Hof und die italienischen Höfe nachzuahmen. Wilhelm IV.,
Albrecht IV. und Albrecht V. von Bayern, der Pfalzgraf Otto Heinrich, die sächsischen
Fürsten ließen ihre Residenzen mit Gemälden, vornehmlich mit Allegorien und Historien aus
der Antike schmücken. Die Patrizier der Städte folgten ihnen nach. Die Gemälde Hans
Holbeins d. J. am Rathaus in Basel und an anderen Häusern, Burgkmairs und Breus Male-
reien an den Augsburger Stadtpalästen leiten diese Richtung der allegorisierenden Wand-
malerei ein, die in der Folgezeit noch mehr Verbreitung findet. Die Schilderung Sandrarts
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204. 205. Konrad Faber von Kreuznach um 1540: Bildnisse. Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum
Nur einige wenige Jahre scheiden Dürers vier Apostel von dem Estherbilde Barthel Behams.
Um das Jahr 1530 ist der Sieg des klassischstrengen Stiles in der Nürnberger Malerei voll-
zogen. Die Augsburger Meister, Burgkmair voran, waren schon früher auf selbständigen
Wegen mit der italienischen Malerei vertraut geworden. Am schroffsten erscheint der Wandel
in den Oberrheinisch-Schweizer Gebieten und in den Donauländern, wo die bis jetzt
in einem eigentümlich bodenständigen malerischen Sinne schaffenden Meister den klassischen
Formen der benachbarten Augsburger und Nürnberger Schulen plötzlich folgen. Selbst
Grünewald in seinem Erasmusbild, Hans Baldung und Altdorfer können sich der mächtigen
Strömung schließlich nicht entziehen. Die Bestellungen Herzog Wilhelms IV. von Bayern
von Bildern antiker Schlachten sind ein redendes Zeugnis für den Kunstgeist der neuen Zeit.
Eine andere Generation war heraufgekommen, die mit Humanismus und Reformation ganz .
neue Forderungen an die Malerei stellte. Kaiser Karl V., der in dem Reichstage von Augs-
burg auf oberdeutschem Boden 1530 seinen höchsten Glanz entfaltete, der Herrscher über
die Niederlande, Spanien, Teile von Italien und über die neue Welt, verkörpert einen anderen
Herrschertypus als Maximilian. Die deutschen Fürsten, die unter ihm, dem meist außerhalb
Deutschlands Weilenden, ihre Machtstellung neben den großen Reichsstädten stärkten, suchten
nun den prunkvollen kaiserlichen Hof und die italienischen Höfe nachzuahmen. Wilhelm IV.,
Albrecht IV. und Albrecht V. von Bayern, der Pfalzgraf Otto Heinrich, die sächsischen
Fürsten ließen ihre Residenzen mit Gemälden, vornehmlich mit Allegorien und Historien aus
der Antike schmücken. Die Patrizier der Städte folgten ihnen nach. Die Gemälde Hans
Holbeins d. J. am Rathaus in Basel und an anderen Häusern, Burgkmairs und Breus Male-
reien an den Augsburger Stadtpalästen leiten diese Richtung der allegorisierenden Wand-
malerei ein, die in der Folgezeit noch mehr Verbreitung findet. Die Schilderung Sandrarts